Vorläufiges Fazit aus 2022
Schauflächen zur Pflanzenschutzmittel-Reduktion in Mais erfolgreich

Der Landtag hat im Zuge des Volksbegehrens "Rettet die Bienen" beschlossen, bis 2028 nur noch die Hälfte an chemischen Pflanzenschutzmitteln einzusetzen.

Im Jahr 2021 konnten die landwirtschaftlichen Betriebe erstmals im Rahmen der Agrarumweltmaßnahmen einen Ausgleich von 80 €/ha für bestimmte Ackerkulturen beantragen, wenn sie dort keine Herbizide einsetzen. Auch die neue Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ab 2023 wird es fördern, auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel zu verzichten.

Schauflächen bayernweit angelegt
Zudem wird es für mehr Wirkstoffe restriktive Auflagen geben; möglicherweise verlieren sie ihre Zulassung ganz. Auch deshalb ist es im konventionellen Betrieb dringend ratsam, sich mit mechanischen Alternativen auseinanderzusetzen. Erste Betriebe haben sich aufgrund der Investitionsförderung des Bundes moderne Striegel- bzw. Hacktechnik angeschafft. Vor diesem Hintergrund hat die Pflanzenbauberatung an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) in Mittelfranken zum Anbau 2021 ein Demo-Projekt zur Reduktion des Herbizideinsatzes in Mais gestartet.

Im Anbaujahr 2022 griff das Staatsministerium diese Initiative auf, so dass es in ganz Bayern Schauflächen gibt.

Betriebsüblicher Herbizideinsatz benötigt selten die volle Aufwandmenge
Die Beraterinnen und Berater haben an allen ÄELF in Mittelfranken auf acht Betrieben eine Schaufläche zur Unkrautregulierung in Mais angelegt. Eine kleine unbehandelte Fläche verdeutlichte jeweils den vorherrschenden Unkrautdruck. In den meisten Fällen hatte der Mais ohne jegliche Behandlung keine Chance: Er wurde unterdrückt oder erreichte allenfalls eine stark reduzierte Wuchshöhe. Als Vergleichsvariante wurde die bisher praktizierte chemische Variante des Betriebs angelegt. Dabei wählten die Betriebe selten die volle Aufwandmenge eines Produkts, sondern passten den Herbizideinsatz wohl überlegt an die Situation vor Ort an.

In allen Fällen genügte ein einmaliger chemischer Herbizideinsatz, um das Unkraut sicher zu regulieren, so dass der Mais ungehindert wachsen konnte.

Mechanische Varianten waren 2022 deutlich erfolgreicher
Insgesamt zeigten sich die mechanischen Varianten in diesem Jahr meist deutlich erfolgreicher.

Folgende Gründe waren dafür ausschlaggebend:

  • Der Mais wurde meist erst Ende April/Anfang Mai in warmen Boden gesät. Nachfolgende Niederschläge und weiterhin warme Bedingungen sorgten für einen schnellen Auflauf und ein gutes Wachstum der Kultur. Damit geriet der Mais nicht so sehr ins Hintertreffen wie 2021 und war deutlich konkurrenzstärker.
  • Ausreichend trockene Witterungsabschnitte ermöglichten einen zeitgerechten Einsatz von Striegel und Hacke.
  • Die trockenen Phasen waren lang genug, damit die Unkräuter vertrocknen konnten und nicht wieder angewachsen sind.

Gleichwohl wurden die aus 2021 schon beschriebenen Probleme bestätigt: Wo nicht blind gestriegelt oder zu spät mechanisch behandelt wurde oder auf einen notwendigen, weiteren Arbeitsgang verzichtet wurde, konnten die Unkräuter nur mehr zwischen den Reihen aber nicht mehr in der Reihe in notwendigem Maße bekämpft werden.

Blindstriegeln und Hacken kombinieren
Bei den rein mechanischen Varianten waren ein bis zwei Striegeldurchgänge vor dem Hackeinsatz notwendig. Dabei muss es sich beim ersten um ein Blindstriegeln handeln, der zweite kann dann je nach Schnelle des Aufgangs nochmals als Blindstriegeln (wäre optimal) oder alternativ so schnell als möglich im Nachauflauf erfolgen. Nur so lassen sich die Unkräuter in der Maisreihe später noch durch die Hacke zufriedenstellend kontrollieren. Da sie aufgrund des Striegelns im Vergleich zum Mais zunächst in der Entwicklung zurückbleiben, können sie dann beim Hacken durch entsprechende Einstellung oder Zusatzgeräte (z. B. Häufelaggregate) verschüttet werden.

Somit ergeben sich in Summe in der rein mechanische Variante mindestes 3, manchmal auch 4 bis notwendige Durchfahrten, die sich wie geschildert auf Striegel und Hacke verteilen. Reine Striegelvarianten sind nur unter optimalsten Bedingungen und unproblematischem Unkrautdruck zielführend. Bei allen mechanischen Strategien muss die Technik und die Arbeitszeit zum richtigen Zeitpunkt verfügbar sein. Wer zu spät kommt, wird keinen ausreichenden Erfolg haben.

Bandspritzung und Hacke als sichere Lösung
Die zweite erfolgreiche Variante war die Kombination von Bandspritzung und Hacke. Hier kam auf zwei Schlägen ein eigens umgebautes Gerät unseres Versuchszentrums zum Einsatz, da in der Praxis noch kein entsprechendes Gerät verfügbar war. Auf einer Breite von 20 cm erfolgte die Behandlung mit einem Herbizid in normaler, empfohlener Aufwandmenge zum optimalen Termin. Die Hacke wurde dann später separat durchgeführt. Auf einem Standort wären allerdings zwei Hackdurchgänge notwendig gewesen, da beim ersten Durchgang aufgrund von Ernterückständen keine gute Hackwirkung auf die Unkräuter erzielt wurde.

Bei einem Reihenabstand von 75 cm reduziert sich bei einem Herbizidband von 20 cm das Pflanzenschutzmittel um 73 %! Allerdings ist dieses Verfahren derzeit nicht förderfähig, da noch Herbizide zum Einsatz kommen. Es reduziert aber den Pflanzenschutzmitteleinsatz deutlich.

Nebeneffekte beachten
Je nach Standort zeigten sich die mechanischen Varianten aufgrund der besseren Durchlüftung bei verschlämmten Böden wüchsiger. Wo es zu keiner Verkrustung des Bodens kam, waren keine Unterschiede sichtbar. Auf erosionsgefährdeten Flächen ist mit dem Hacken allerdings Vorsicht geboten. Hier kann es je nach Boden vor Ort zu stärkeren Abschwemmungen kommen.
Manche Betriebe fahren Gülle mittels Schleppschlauch oder -schuh in den Maisbestand, ohne diese nennenswert einzuarbeiten. Bleibt es trocken und warm, müssen deutliche Stickstoffverluste befürchtet werden. Zeitnahes Hacken zur Einarbeitung minimiert diese.

Die Demoflächen wurden gut ausgeschildert und auch in Führungen vor Ort vorgestellt. Eine ausführliche Auswertung und Beschreibung folgt im Winter. Dann werden auch die Aspekte Arbeitszeitbedarf und Ökonomik näher beleuchtet. Herzlichen Dank an alle beteiligten Betriebe sowie an die Beraterinnen und Berater an den ÄELF für ihr großes Engagement.