Gelbvieh – gefährdete Rasse des Jahres 2025

Gelbviehkuh

Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH e. V) bestimmt seit 1984 jedes Jahr die gefährdete Nutztierrasse des Jahres. Für das Jahr 2025 wurde die Rasse Gelbvieh ausgewählt.

Die Rasse Gelbvieh hat ihre Ursprünge weitgehend im früheren Frankenvieh aus der bayerischen Region Franken und umliegenden Gegenden. Nahe Verwandte sind in Deutschland das Glanrind und die in Württemberg beheimateten Limpurger sowie in Österreich die Murbodner und das Blondvieh.

Historie: Gelbvieh als Arbeitstier

Ursprünglich war die Hauptnutzung der Rasse ihre Verwendung als Arbeitstier. In vielen Kleinbetrieben kamen Arbeitskühe zum Einsatz. Zugochsen waren darüber hinaus auch in verschiedenen Ackerbauregionen Deutschlands gefragt. Gute Fundamente waren dadurch schon immer notwendig und die Muskelmasse entsprechend ausgeprägt. Die Milchleistung war bei dieser Nutzung nicht maßgeblich, reichte aber gut für die Aufzucht des Kalbes und den Eigenbedarf der Betriebe.
In der Fokussierung auf die Arbeitsleistung lag aber auch ein Grund für den langsamen und stetigen Niedergang der Rasse nach dem Zweiten Weltkrieg.

Milchkuh und Fleischrind

  • Rückgang in der Milchviehhaltung: Ab den 1970er Jahren Verdrängung durch leistungsstärkeres Fleckvieh, heute nur noch ca. 1400 Milchkühe, v. a. in Franken.
  • Für die Weiterentwicklung der Rasse werden Bullen in der künstlichen Besamung auf Milch- und Fleischleistung geprüft
  • Nutzung als Fleischrind international: Seit Ende der 1960er v. a. in Nordamerika und Südafrika verbreitet, Fokus auf Hornlosigkeit
  • Aufbau von Mutterkuhherden ab den 1990er Jahren in Deutschland, aber geringe Konkurrenzfähigkeit gegenüber spezialisierten Fleischrassen aus Frankreich und Großbritannien sowie Simmental / Fleckvieh
  • Gute Fleischqualität von Gelbvieh: Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts bekannt für gute Bemuskelung und hervorragende Ausschlachtung; Erfolge auf Mast- und Schlachtviehschauen
  • Zuchtzielkombination aus Milch und Fleisch nach dem Zweiten Weltkrieg
Doppelnutzung: Gelbvieh ist die ideale Mutterkuh

Das Gelbvieh als fleischbetonte Doppelnutzungsrasse erzeugt, durch die im Vergleich zu Fleischrassen hohe Milchleistung, Absetzer mit hohen Zunahmen. Dies macht die Bullen der Rasse aber auch interessant für eine Kreuzung mit Fleischrassen zur Erzeugung milchleistungsstarker Gebrauchsmutterkühe. Die Ausschlachtung der Rasse ist durch die jahrzehntelange Zucht auf Fleischleistung nach wie vor gut. Gerade die Fleischqualität (Marmorierung) macht das Gelbvieh sehr interessant für eine Fleischdirektvermarktung. Im Schnitt können in der Mast gut 1300g Tageszunahmen, im intensiven Bereich auch 1400 bis 1600 g, realisiert werden.

Gelbviehzucht

  • Gelbvieh ist als Fleischrinderrasse in Deutschland anerkannt und etabliert
  • Hornlosigkeit ist wichtiges Zuchtmerkmal: Hohe Nachfrage, aber auch Erhalt gehörnter Linien für genetische Vielfalt.
  • Herdbuchführung: Ca. 1200 Herdbuchkühe, etwa die Hälfte in Bayern
  • Herdbuch wird bundesweit von Fleischrinderverbänden geführt, in Bayern auch beim für Milchvieh zuständigen Rinderzuchtverband Franken
  • Internationaler Austausch eingeschränkt: Große Bestände im Ausland, aber begrenzter Austausch durch veterinärrechtliche und züchterische Hürden
Gelbviehkuh Hilti

Gelbviehkuh Hilti

Doppelnutzung: Gelbvieh ist die ideale Mutterkuh

Doppelnutzung

Herold entstammt der Freigabe aus der bayerischen Genreserve.

Herold /400580

Quelle:
Karlheinz Gayer Zuchtleiter Fleischrinderverband Bayern und RZV Franken
nach: Dr. Erwin Schmidbauer, GEH

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