Gutmütige, robuste Rasse
Gelbvieh – ein erhaltenswertes fränkisches Kulturgut
Gelbvieh war bis weit in die 1970er Jahre in Unterfranken sowie in großen Teilen der mittelfränkischen Landkreise Neustadt/Aisch und Weißenburg-Gunzenhausen die Hauptrasse. 1960 gab es noch etwa 18.000 Herdbuchkühe im Gebiet. Inzwischen ist die Anzahl der Herdbuchkühe auf etwa 1.200 im Jahr 2022 gefallen. Hinzu kommen noch etwa 800 Herdbuchtiere in der Mutterkuhhaltung.
Die Gründe des Niederganges des gelben Frankenviehs sind vielfältig.
Verband mit Geschichte
Das Jahr 2023 stand im Zeichen des 125. Jubiläums des Rinderzuchtverbandes Franken. Die ältesten Vorgängerorganisationen waren ausschließlich Gelbviehzuchtverbände. 1897 wurde beispielsweise der Zuchtverband für das gelbe Frankenvieh in Mittel- und Oberfranken mit Sitz in Nürnberg gegründet. Allein in Unterfranken gab es zwei Gelbviehzuchtverbände in Neustadt/Saale und Würzburg sowie Bamberg in Oberfranken.
Zum einen konnte der Zuchtfortschritt in der Leistung nicht mit den anderen Rassen standhalten. Die Leistung der Gelbviehkühe lag im vergangenen Jahr bei etwa 5.500 kg Milch, zum Vergleich melken die Fleckviehkühe durchschnittlich etwa 8.300 kg Milch. Durch den stetigen Rückgang der Kuhzahlen können mittlerweile nur noch drei Prüfbullen der Rasse Gelbvieh im Zucht Programm getestet werden. Da eine Mindestzahl von Erstbesamungen von ca. 400 für einen zügigen Prüfeinsatz wichtig ist. Zur Verteidigung der Milchleistung muss jedoch erwähnt werden, dass ca. 40 % der Gelbviehkühe in ökologisch wirtschaftenden Betrieben gehalten werden. Man kann somit auch von einer Grundfutterleistung der Gelbviehtiere sprechen, da diese Betriebe in der Regel wenig oder gar kein Kraftfutter wie beispielsweise betriebseigenes Getreide verfüttern.
Insbesondere spielt in Unterfranken auch der Strukturwandel eine wichtige Rolle. Etwa 75 % der Gelbviehkühe stehen in der Anbindehaltung. Die Tendenzen zur Aufgabe der Tierhaltung sind hier besonders groß, da eine Weiterführung der Tierhaltung nur mit finanziellen Investitionen möglich ist. Hinzu kommt, dass aufgrund des hohen Anteils an Ackerbau mit ca. 90 % ein Ausstieg aus der Tierhaltung leichter fällt als das bei Grünland lastigeren Verhältnissen der Fall wäre. Die größeren Betriebe haben in der Regel nach Seuchenfall oder Bestandsaufstockung auf Rassen wie Fleckvieh und Holstein gesetzt, da größere Partien leistungsstarker Gelbviehtiere aus wenigen Beständen selten möglich waren.
Teilweise gibt es auch Bullenlinien, denen eine verstärkte Schwerkalbigkeit nachgesagt wird sowie Unsicherheiten in der Leistungssicherheit und Euterqualität. Im Zuchtprogramm wird neben Leistung und Euter v.a. auch auf Linienvielfalt geachtet. Hierzu wird ab und an die staatliche Genreserve an Bullensamen genutzt. Vereinzelt können bei Betriebsaufgaben einzelne Spitzenkühe an Laufstallbetriebe vermittelt werden. Dort versuchen sie sich gegen die anderen Rassen zu behaupten.
Gutmütig und robust mit ausgezeichneter Fleischqualität und hohen Milchinhaltsstoffen
Vorteile der Rasse sind eine ausgezeichnete Fleischleistung und -qualität, die von heimischen Metzgern gerne gekauft wird. Hier sollte man verstärkt auf regionale Zusammenarbeit setzen.
In der Milchviehhaltung zählen hohe Milchinhaltsstoffe zu den Vorzügen der Rasse. Auch eine gewisse Robustheit durch die dunklen, harten Klauen ist vorhanden. In der extensiveren ökologischen Milchviehhaltung hat Gelbvieh durchaus seine Vorzüge, auch durch die gute Verwertung von betriebseigenen Futtermitteln. Sie sind anpassungsfähig an wechselnde Futterqualitäten.
In der Mutterkuhhaltung wird Gelbvieh zunehmend beliebter. Durch die Doppelnutzung haben die Mutterkühe auch gute Milchleistung, um den Absetzer zügig gedeihen zu lassen. Daneben zählen ihr gutmütiger Charakter, die gute Verwertung von Grünlandaufwuchs sowie die harten Klauen zu den Stärken dieser Rasse. Auch ein Einsatz in der Landschaftspflege ist möglich.
Die Bewahrung und Förderung dieses Fränkischen Kulturgutes ist ein Gemeinschaftsprojekt aller. Niemand kann abschätzen welche zukünftigen Herausforderungen auf die Rinderhaltung zukommen. Der Freistaat Bayern fördert daher die Haltung von Gelbviehkühen als vom Aussterben bedrohte Rasse mit 160 € je Milchkuh und 100 € pro Mutterkuh.
Förderung gefährdeter einheimischer Nutztierrassen - Staatsministerium