Waldnaturschutz
Totholz - Ein vielfältiger Lebensraum

liegendes Stück TotholzZoombild vorhanden

© F. Kowollik, AELF Ansbach

Totholz bietet eine große Vielfalt an Strukturen und schafft so Raum für unterschiedliche Arten. Als wichtiger Teil eines intakten Waldökosystems ist es notwendig zur Erfüllung zahlreicher Waldfunktionen.

Totholz - Schlüsselstruktur für ein intaktes Ökosystem

Ob dick oder dünn, noch stehend oder bereits umgestürzt, ganz frisch oder bereits seit langem abgestorben: Totholz ist in unterschiedlichsten Formen und Zersetzungsgraden im Wald zu finden. Damit bietet es eine Vielzahl an ökologischen Nischen und ist eines der wichtigsten Strukturelemente in unseren Wäldern. Zahlreiche, zum Teil hochspezialisierte Arten sind auf Totholz als Lebensraum angewiesen. In Mitteleuropa finden sich etwa 1.350 totholzbewohnende Käferarten. Auch sind ca. 1.500 Großpilzarten auf Totholz angewiesen. Stehendes Totholz als ganzer Baum oder abgebrochener Stumpf ist aufgrund der Besonnung für viele wärmeliebende Arten ein wichtiger Rückzugsort. Dabei bietet Kronentotholz aufgrund seiner Lage für Flora und Fauna ein besonderes Habitat. So legen z.B. Mittel- oder Kleinspechte in Ästen ihre Höhlen an. Umgestürzte Bäume bieten in Form von liegendem Totholz dann wieder andere ökologische Nischen. Speziell durch das feucht-modrige Milieu stellt liegendes Totholz ein wichtiges Winterquartier und Tagversteck für viele Amphibien dar. Auch die seltenen Wildkatzen ziehen in Höhlen starker, am Boden liegender Bäume ihre Jungen groß.

Lebensraum Eichentotholz

abgestorbene Eiche steht vor einem Tümpel im WaldZoombild vorhanden

© F. Kowollik, AELF Ansbach

An Laubbäumen wie Buchen oder Weiden lebt eine außergewöhnlich hohe Anzahl an Insekten, Spinnen, Pilzen, Moosen und anderen Arten. In dieser Hinsicht werden sie jedoch von unseren Eichen noch deutlich übertroffen: An ihrem Totholz können - neben einer Vielzahl anderer Organismen - über 800 Käferarten leben. Eichenholz ist bekannt für seinen hohen Gehalt an Gerbsäuren. Diese dienen den Eichen zu Lebzeiten als Abwehr gegenüber Mikroorganismen wie Bakterien oder Pilzen. Nach dem Tod führt dies auch zu einem langsameren Zersetzungsprozess. Die Verweildauer des Eichen-Totholzes im Wald ist damit deutlich länger als bei anderen Baumarten. So können an die jeweilige Phase angepasste Lebensformen dort länger existieren und oftmals mehrere Generationen anlegen.

Wasserspeicher und Waldbrandgefahr

Mit der anhaltenden klimatischen Veränderung gewinnt auch die Thematik der Wasserspeicherung und des Wasserrückhalts in unseren Wäldern zunehmend an Bedeutung. Neben gesunden und ungestörten Waldböden kann auch Totholz einen wichtigen Beitrag zur Speicherung des Wassers leisten. Im Zusammenhang mit großen Waldbränden wird das Thema Totholz bisweilen aber kontrovers diskutiert. Viele Kritiker weisen auf die hohe Brandgefahr, die von Totholz ausgeht, hin. Besonders frischabgestorbene Nadelbäume wie Fichte oder Kiefer sind aufgrund ihres Harzgehaltes ideale Nahrung für das Feuer. Das gilt vor allem für schwaches Holz und Astmaterial. Starkes und bereits vermoderndes Totholz hingegen ist ein hervorragender Wasserspeicher. Selbst in trockenen Sommern kann man hier wie aus einem Schwamm Wasser pressen. Dieses Holz ist also nicht nur für den Wasserrückhalt im Wald, sondern gleichermaßen als Waldbrandbremse geeignet.

Ein ewiger Kreislauf

Im Lebenslauf eines Baumes ist Totholz eine wichtige Durchgangsstation. Das Holz selbst ist für die meisten Insektenarten ungenießbar. Erst die Zersetzung durch Holzpilze erschließt diese Nahrungsquelle. Am Ende dieses langwierigen Zerfallsprozesses werden die verbliebenen Spurenelemente und Nährstoffe mineralisiert und dem Boden zurückgeführt: Damit entsteht für viele Bestandteile der Bäume quasi ein „ewiges Leben“.

Förderung der wertvollen Strukturen über das Vertragsnaturschutzprogramm Wald

Da der Wert von Totholz naturschutzfachlich von hoher Bedeutung ist, bietet das Vertragsnaturschutzprogramm Wald hier auch entsprechende Fördermöglichkeiten. Waldbesitzer, die Totholz als stehenden Baum oder auch liegenden Stamm in ihrem Wald belassen möchten, können sich für eine unverbindliche Beratung gerne an den für sie zuständigen Revierleiter wenden.

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