Best-Practice-Beispiel zur Öko-Umstellung aus dem Dienstgebiet Landkreis Ansbach
"Ich habe die Umstellung keinen Tag bereut"

Zwei Personen stehen neben Kuh und Kalb

© Fritz Arnold, FLZ

Die Staatsregierung hat das Ziel ausgegeben, dass 30 Prozent der Höfe und der Flächen bis 2030 ökologisch bewirtschaftet werden sollen. Die bayerische Landwirtschaftsverwaltung etablierte ein BioRegio-Betriebsnetz mit rund 100 ökologischen Vorzeigebetrieben, die Interessierten einen vertieften Einblick in die Ökolandbaupraxis gewähren.

Einer der Betriebe ist der von Peter und Michaela Rühl in Ziegendorf bei Petersaurach, der in den vergangenen Jahren von der konventionellen Landwirtschaft zum ökologischen Landbau umgestellt hat. Insgesamt ist Peter Rühl positiv überrascht.

Das bezieht sich sowohl auf die Betriebsabläufe auf dem Feld und im Stall als auch auf das wirtschaftliche Ergebnis. "Ich habe die Umstellung noch keinen Tag bereut", fasst er zusammen. Wie es mit dem Hof weitergehen soll, beschäftigte den Betriebsinhaber schon länger. Einerseits wollte er nicht endlos aufstocken, andererseits stand ein Stallumbau an. Gleichzeitig hatte er ständig Kontakt mit zwei Landwirten, die ebenfalls Milchvieh halten. Allerdings hatten die Verarbeiter von Biomilch bis 2020 einen Aufnahmestopp.
Ökoverband beigetreten
Die zwei Kollegen vom Stadtrand in Ansbach sahen sich eher kritischen Blicken ausgesetzt, wenn sie mit der Unkrautspritze aufs Feld fuhren; sie hatten noch mehr gesellschaftlichen Druck als Peter Rühl. Gemeinsam entschloss man sich, dem Verband Bioland beizutreten und vereinbarte die Milchabnahme mit der Privatmolkerei Bechtel, den Naabtaler Milchwerken in Schwarzenfeld. Der Anbauverband Demeter hätte zwar einen etwas höheren Milchpreis bezahlt, doch hier dürfen die Betriebe keine natürlich hornlosen Tiere halten. Aber das wollte Rühl wegen der damit verbundenen Verletzungsgefahr nicht.
Ackerbau
Etwas Sorge machte Rühl der Ackerbau, den er schon seit 20 Jahren pfluglos betreibt. Doch es funktioniert, auch beim Kleegrasumbruch den Durchwuchs in der Nachfolgefrucht zu verhindern.

Seine Methode:

  • Zunächst fräst er drei bis fünf Zentimeter flach.
  • Dann lässt er diese Flächenrotte zehn Tage liegen, sodass das grüne Material abstirbt.
  • Dann folgt eine fünf bis zehn Zentimeter tiefe Bearbeitung mit einer Kurzscheibenegge.

Insgesamt werde durch die flache Bodenbearbeitung der Humusaufbau gefördert, sagt der Landwirt. Alles in allem lasse sich damit der Unkrautbesatz in Grenzen halten.

Laufhof
Als die Entscheidung zur Betriebsumstellung fiel, wurde sogleich der vorgeschriebene Laufhof gebaut. Inzwischen ist bei den Bio-Bedingungen auch der Weidegang hinzugekommen. Das ist in Ziegendorf kein Problem, da acht Hektar Weiden an den Hof angrenzen.
Gefüttert und gemolken wird vollautomatisch
Wer den Biohof anschaut, dem wird rasch klar, dass frühere Vorstellungen, dass Ökohöfe klein sind und von Handarbeit dominiert werden, der Vergangenheit angehören. Sowohl die Fütterung als auch das Melken erfolgen vollautomatisch. Von einem Metallband geführt, fährt der Futterwagen von der Futterzentrale wie von Geisterhand gesteuert auf den Futtertisch des Stalles, wo dieser per Infrarot kontrolliert, wie viel Futter nachgelegt werden muss. Anschließend fährt der Automat zu den Boxen mit bereitliegender Gras- und Maissilage und lässt sich ohne menschliches Zutun befüllen.

Und wie funktioniert das automatische Melken mit dem Weidegang? Die Kühe haben von der Weide rund um die Uhr Zugang zu Stall und Melkroboter. Spürt die Kuh, dass es Zeit wird, wieder gemolken zu werden, macht sie sich auf den Weg zum Melken. Einen gewissen Anreiz dafür liefert jeweils eine Portion Kraftfutter während des Melkvorganges.

Hitze mögen die Rinder nicht
So manchen Spaziergänger, der die Umstellung auf Bio toll fand, wundert es, dass im Sommer zeitweise keine Kühe draußen sind. "Das hat damit zu tun, dass Rinder die Hitze nicht mögen", erklärt Peter Rühl. Sie halten sich im Hochsommer fast nur nachts auf der Weide auf.
Fruchtfolge
Weil der Futteraufwuchs von den acht Hektar Weide zur Ernährung der 110 Kühe nicht reicht, wird das gesamte Jahr Silage zugefüttert. Insgesamt gehören zum Hof 110 Hektar Fläche; neben den acht Hektar Weide sind es 26 Hektar Wiesen und 76 Hektar Ackerland. Wichtige Fruchtfolgeglieder sind zweijähriges Kleegras und ein Triticale-Erbsengemenge als Eiweißfutter und zur Stickstoffanreicherung des Bodens. Weiter gesteigert werden soll der Anbau von Lupinen. Hinzu kommen Dinkel und Hafer als Verkaufsgetreide.
BioRegio-Betriebsnetz
Dass die Veränderungen im Feldbau klappten, hat weitgehend mit der Beratung durch den Bioland-Verband und dem Erfahrungsaustausch mit Berufskollegen zu tun. Um den zu fördern, hat die Landwirtschaftsverwaltung ein BioRegio-Betriebsnetz installiert.

BioRegio-Betriebsnetz - Landesanstalt für Landwirtschaft Externer Link

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Quelle: Fritz Arnold, Fränkische Landeszeitung (FLZ) vom 14.02.2021