Fazit aus 2021 und 2022
Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln am Beispiel Mais
Der Bayerische Landtag hat im Sommer 2019 im Zuge des Volksbegehrens "Rettet die Bienen" die Halbierung des Einsatzes chemischer Pflanzenschutzmittel als anzustrebendes Ziel bis 2028 beschlossen.
Im Jahr 2021 und 2022 konnten die landwirtschaftlichen Betriebe dann im Rahmen der Antragstellung zu den Agrarumweltmaßnahmen einen Ausgleich in Höhe von 80 €/ha für bestimmte Ackerkulturen beantragen, wenn hier auf den Einsatz von Herbiziden verzichtet wird. Im Rahmen der neuen Ausgestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ab 2023 wird der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel ein wesentliches Element sein. So wird dieser Verzicht zum Beispiel in der Kultur Mais nun mit 130 €/ha gefördert.
Im Jahr 2021 und 2022 konnten die landwirtschaftlichen Betriebe dann im Rahmen der Antragstellung zu den Agrarumweltmaßnahmen einen Ausgleich in Höhe von 80 €/ha für bestimmte Ackerkulturen beantragen, wenn hier auf den Einsatz von Herbiziden verzichtet wird. Im Rahmen der neuen Ausgestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ab 2023 wird der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel ein wesentliches Element sein. So wird dieser Verzicht zum Beispiel in der Kultur Mais nun mit 130 €/ha gefördert.
Demo-Projekt 2021 gestartet und 2022 ausgedehnt
Vor diesem Hintergrund hat die amtliche Pflanzenbauberatung an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Mittelfranken zum Anbau 2021 ein Demo-Projekt zur Reduktion des Herbizid-Einsatzes in Mais gestartet. Im Anbaujahr 2022 griff das Staatsministerium diese Initiative auf, so dass es in ganz Bayern Schauflächen gab.
Mais gehört neben Rüben und Kartoffeln zu den klassischen Hackfrüchten, in denen aufgrund des größeren Reihenabstandes Hackgeräte gut zum Einsatz kommen können. Bis zur Entwicklung leistungsfähiger und kostengünstiger Herbizide war dort auch der Einsatz der mechanischen Unkrautregulierung weit verbreitet. In den vergangenen 30 Jahren hat allerdings der Herbizid-Einsatz im konventionellen Ackerbau aus Kosten- und arbeitswirtschaftlichen Gründen dominiert. Der Verlust an zugelassenen, effektiven Wirkstoffen bei paralleler Entwicklung innovativer Hackgeräte mit Kamerasteuerung sowie die politischen Rahmenbedingungen rücken die mechanische Unkrautregulierung wieder mehr ins Bewusstsein. Das Demo-Projekt soll dazu einen Beitrag vor Ort leisten.
15 Demo-Schläge wurden in den beiden Jahren in Mittelfranken angelegt
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Unbehandelter Kontrollstreifen
Insgesamt haben die Beraterinnen und Berater an allen ÄELF in Mittelfranken in den beiden zurückliegenden Jahren 15 Demo-Flächen zur Unkrautregulierung in Mais angelegt und bei Führungen vorgestellt. Eine kleine unbehandelte Fläche verdeutlichte jeweils den vorherrschenden Unkrautdruck. In den meisten Fällen hatte der Mais ohne jegliche Behandlung keine Chance und wurde unterdrückt oder erreichte allenfalls eine stark reduzierte Wuchshöhe.
Betriebsüblicher Herbizideinsatz benötigt selten die volle Aufwandmenge
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Chemische Variante
Als Vergleichsvariante wurde die bisher praktizierte chemische Variante des Betriebs angelegt. Hier zeigte sich, dass die Betriebe selten die volle Aufwandmenge eines Produkts wählen, sondern den Herbizideinsatz wohlüberlegt an die Situation vor Ort anpassen. In allen Fällen genügte ein einmaliger chemischer Herbizideinsatz, um das Unkraut sicher zu regulieren, so dass der Mais ungehindert einen hohen Ertrag erbringen konnte. In einigen Fällen war sogar eine Halbierung der regulären Aufwandmenge möglich, um noch eine gute Wirkung zu erzielen. Dies wird aber nicht empfohlen, da sonst die Gefahr besteht, dass sich Ungräser und Unkräuter an bestimmte Wirkstoffe anpassen und resistent werden.
Bilndstriegeln und Hacken müssen sich ergänzen
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Striegel und Hacke
Die rein mechanischen Varianten unterschieden sich von Ort zu Ort je nachdem welche Geräte verfügbar waren. So kamen auf manchen Betrieben schon frühzeitig Unkrautstriegel zum Einsatz, auf anderen Flächen nur Hackgeräte. Entscheidend für den Erfolg war der termingerechte Einsatz der Geräte, die Häufigkeit der mechanischen Maßnahmen sowie deren zeitlicher Abstand zueinander und die nachfolgende Witterung. Zusammenfassend können zu den mechanischen Varianten folgende Beobachtungen festgehalten werden.
- Der alleinige Einsatz von Striegeln war unbefriedigend und erzielte in fast allen Fällen keine brauchbare Wirkung. Teilweise waren Schäden an der Maispflanze zu beobachten.
- Die Hackgeräte erzielten zwischen den Maisreihen überall eine gute Wirkung. Meist genügten zwei Überfahrten.
- Die erste Fahrt erfolgte witterungsbedingt meist erst im 3- bis 4-Blattstadium. Aufgrund der guten Wasserversorgung im Jugendsstadium war dies aber für den Mais nicht nachteilig.
- Unter mehr trockenen Bedingungen könnte hier aber schon eine Beeinträchtigung des Maises durch eine zu späte Bearbeitung erfolgt sein.
- In der Maisreihe selbst gab es nur in Einzelfällen eine befriedigende Wirkung. Auch eine Fingerrolle, die in die Reihe arbeitet, konnte die schon größeren Unkräuter nicht ausreichend reduzieren.
- Dieses Ergebnis ist auch wesentlich darauf zurückzuführen, dass sich sowohl der erste wie auch der zweite Hackgang witterungsbedingt zu weit nach hinten schob. Regenphasen verhinderten zeitigere Einsätze mit engeren Abständen.
- Beim ersten Hackgang war der Mais meist nicht größer als das Unkraut, ein Zudecken der Unkräuter in der Reihe hätte also auch den Mais begraben und nachhaltig geschädigt.
- Zum zweiten Termin war das Unkraut in der Maisreihe dann schon zu groß und konnte nicht mehr zugedeckt werden, selbst wenn die Reihe gut angehäufelt werden konnte. In trockeneren Jahren bei engeren Hackabständen kann das Ergebnis sicher besser sein. Es zeigt aber in diesem Jahr deutlich die Grenzen der mechanischen Maßnahmen in der Maisreihe auf.
- Aufgrund der guten Wasserversorgung in 2021 wurde der Mais zwar nicht erkennbar durch die Unkrautkonkurrenz geschädigt, es kam aber zu einer enormen Bildung von Unkrautsamen, die die Fläche belasten.
- Im trockenen Jahr 2022 war dagegen durch die Wasserkonkurrenz in der Maisreihe zumindest eine optische Beeinträchtigung häufig erkennbar
- Lediglich die Kombination aus ein- bis zweimaligem Blindstriegeln und ein bis zwei Hackdurchgängen zeigte eine brauchbare Wirkung in und zwischen den Maisreihen. So waren drei bis mechanische Arbeitsgänge notwendig, um eine erfolgreiche Beseitigung der Unkrautkonkurrenz zu erreichen.
Hacke mit Bandspritzung kombinieren
Auf zwei Schlägen kam ein eigens umgebautes Bandspritzgerät unseres Versuchszentrums zum Einsatz, da in der Praxis noch kein entsprechendes Gerät verfügbar war. Auf einer Breite von 20 cm erfolgte die Behandlung mit einem Herbizid in normaler, empfohlener Aufwandmenge zum optimalen Termin. Die Hacke wurde dann später separat durchgeführt. Auf einem Standort wären allerdings zwei Hackdurchgänge notwendig gewesen, da beim ersten Durchgang aufgrund von Ernterückständen keine gute Hackwirkung auf die Unkräuter erzielt wurde.Bei einem Reihenabstand von 75 cm reduziert sich bei einem Herbizidband von 20 cm das Pflanzenschutzmittel um 73 %! Allerdings ist dieses Verfahren derzeit nicht förderfähig, da noch Herbizide zum Einsatz kommen. Es reduziert aber den Pflanzenschutzmitteleinsatz deutlich bei gleichzeitig guter Wirkungssicherheit.
Schlagkraft, Kosten und weitere Aspekte beachten
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Blühstreifen im Versuch
Nicht übersehen werden darf die unterschiedliche Flächenleistung der Verfahren. Für nur einen Hackgang muss schon ein Zeitbedarf von ca. 0,8-1,1 Akh/ha (Arbeitskraftstunden pro Hektar) veranschlagt werden, im Gegensatz zum deutlich schlagkräftigeren Pflanzenschutzeinsatz, der nur 0,15-0,25 Akh/ha in Anspruch nimmt. Je nach Anbaufläche kann damit ein Betrieb schnell an seine Grenzen kommen, vor allem wenn die Witterung wie 2021 nicht richtig mitspielt und die verfügbaren Zeitfenster nur kurz sind. Bei den Kosten schlägt die rein chemische Behandlung je nach Verunkrautung mit ca. 75-125 €/ha zu Buche. Ein Striegeleinsatz und zwei Hackgänge liegen mit ca. 130 €/ha nicht wesentlich darüber, bergen aber ein höheres Risiko an Ertragsverlusten, die über eine Förderung der Maßnahme abgefedert werden können. Somit stellen die deutliche geringere Flächenleistung und die zusätzlich notwendige termingerechte Verfügbarkeit der Technik derzeit die größten Hürden dar.
Nebeneffekte beachten
Je nach Standort zeigten sich die mechanischen Varianten aufgrund der besseren Durchlüftung bei verschlämmten Böden wüchsiger. Wo es zu keiner Verkrustung des Bodens kam, waren keine Unterschiede sichtbar. Auf erosionsgefährdeten Flächen ist mit dem Hacken allerdings Vorsicht geboten. Hier kann es je nach Boden vor Ort zu stärkeren Abschwemmungen kommen.
Manche Betriebe fahren Gülle mittels Schleppschlauch oder -schuh in den Maisbestand, ohne diese nennenswert einzuarbeiten. Bleibt es trocken und warm, müssen deutliche Stickstoffverluste befürchtet werden. Zeitnahes Hacken zur Einarbeitung der Gülle kann diese Verluste deutlich reduzieren.
Manche Betriebe fahren Gülle mittels Schleppschlauch oder -schuh in den Maisbestand, ohne diese nennenswert einzuarbeiten. Bleibt es trocken und warm, müssen deutliche Stickstoffverluste befürchtet werden. Zeitnahes Hacken zur Einarbeitung der Gülle kann diese Verluste deutlich reduzieren.
Zum Schluss muss noch erwähnt werden, dass die Demo-Anlagen nur auf geeigneten Flächen angelegt wurden, die weitgehend flach, nicht erosionsgefährdet und steinfrei waren. Denn nicht auf jeder Fläche wird Hacken möglich und sinnvoll sein.
Die Demoflächen wurden gut ausgeschildert und meist auch in Führungen vor Ort vorgestellt. Herzlichen Dank an alle beteiligten Betriebe sowie an die Beraterinnen und Berater an den ÄELF für ihr großes Engagement. Das Demo-Projekt soll 2023 fortgesetzt werden.