Milchviehhaltertag 2025 - Rückblick
Faszinierende Erkenntnisse zur Verlängerung der Zwischenkalbezeit bei Milchkühen

Ökonomik und Fruchtbarkeit im Blick. Unter diesem Motto fand Ende Januar 2025 der Milchviehhaltertag des AELF Ansbach und der Verbände für landwirtschaftliche Fachbildung Ansbach, Dinkelsbühl und Rothenburg statt.

Vorgestellt und diskutiert wurden insbesondere die Themen Vermarktungsanforderungen, Modernisierung alter Laufställe, Verlängerung der Zwischenkalbezeit sowie Technik und Sensorik im Milchviehbetrieb. Lesen Sie im Rückblick mehr über die behandelten Themen und Erkenntnisse des Milchviehhaltertages.

Steigende Vermarktungsanforderungen bei positiven Vermarktungsaussichten

Steigende Vermarktungsanforderungen bei positiven Vermarktungsaussichten

Neues Milchpreisniveau
Zum Beginn seines Vortrages zum Thema "Wer spielt in Zukunft noch mit in der Milch? - Alles eine Frage der Ökonomik?!" ging Bernhard Ippenberger vom Institut für Agrarökonomie an der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in München auf die aktuellen Rahmenbedingungen des Marktes und auf die Wirtschaftliche Entwicklung bei den Milchviehbetrieben in den vergangenen Jahren ein.
Bernhard Ippenberger zeigte anhand von LfL-Auswertungen auf, dass sich der Milchpreis in den vergangenen drei Jahren auf ein neues Preisniveau verschoben hat. Während für konventionelle Kuhmilch der Auszahlungspreis in den Jahren vor 2022 auf einem Niveau von ca. 35 ct/kg (netto) lag, hat sich dieser in den letzten drei Jahren um 15 ct/kg auf ein Niveau von ca. 50 ct/kg (netto) gesteigert. Ein ähnliches Bild zeigt auch die Entwicklung des Milchpreis für Öko-Milch, bei einem insgesamt höheren Preisniveau. Allerdings hat sich der Preis-Abstand zwischen konventioneller und ökologisch erzeugter Milch reduziert.

Nachdem die Produktionskosten im Verhältnis zum Milchauszahlungspreisen weniger stark angestiegen sind ergibt sich für die letzten drei Jahre ein stärkerer Überhang auf der Erlösseite, was zu sehr positiven Entwicklungen bei den Milchkuh-Deckungsbeiträgen und den Gewinnen in Milchviehbetrieben führt. Bewegte sich beispielsweise in der Vergangenheit der Deckungsbeitrag II (nach variablen Grobfutterkosten) für die durchschnittliche bayerische konventionelle LKV-Fleckviehkuh bei 1.350-1.650 €/Kuh, so ist dieser in den letzten zwei Jahren auf rund 2.200 €/Kuh angestiegen. Am Beispiel einer Buchführungsauswertung über 10 Jahre von bayerischen Haupterwerbsbetriebe mir rund 50 Milchkühen verdeutlichte Bernhard Ippenberger ebenfalls die erfreulichen wirtschaftlichen Entwicklungen.

Vergleich der Wirtschaftsjahre

Während in den Wirtschaftsjahren 2013/2014 bis 2021/2022 der Gewinn in der Regel zwischen 40.000-60.000 € (netto) pendelte, wurden im Wirtschaftsjahr 2022/2023 rund 90.000 € erzielt. Ein Betrag, der aus Sicht von Bernhard Ippenberger eigentlich auch die untere Schwelle für einen zukunftsfähigen, familiengeführten Haupterwerbsbetrieb darstellt. Bei den Auswertungen für den Gewinn im Wirtschaftsjahr 2023/2024 wird ein ähnliches Niveau erwartet.

Auch auf Vollkostenebene zeigt sich für das Auswertungsjahr 2022/2023 für die knapp 70 an der Betriebszweigauswertung (BZA) teilnehmenden bayerischen Betriebe mit einem kalkulatorischen Betriebszweigergebnis ("Unternehmergewinn") von 6,8 ct/kg ECM, ein in seiner Höhe noch nie erreichtes Ergebnis. Im 14-jährigen Durchschnitt fehlen 2,2 ct/kg ECM auf die Vollkostendeckung, trotz dem Überschuss im Auswertungsjahr 2022/2023. Bei der Berechnung der Produktionsvollkosten, werden neben den Kosten aus der Gewinn- und Verlustrechnung der Buchführung auch kalkulatorische Faktorkosten für die eigene Arbeit, für eigene Flächen und für das gebundene Kapital in Ansatz gebracht.

Ausblick

Für die Zukunft sieht Bernhard Ippenberger die Milchproduktion auf dem angehobenen Preis- und Kostenniveau der vergangenen drei Jahre. Mit ein Grund für diese Entwicklung dürfte der sich weiter fortsetzende Strukturwandel sein, welcher voraussichtlich trotz weiterer Leistungssteigerungen bei den Milchkühen zu einer Reduktion der verfügbaren Milchmenge führen wird. In Bayern reduzierte sich beispielsweise die Zahl der Milchviehhalter zwischen 1980 und 2023 von 175.000 auf 23.400, die Zahl der Milchkühe ging im gleichen Zeitraum von knapp 2 Mio. auf 1,06 Mio. zurück. Schreibt man den Strukturwandel der Vergangenheit bis 2040 fort, würde die Zahl der Milchviehhalter unter 11.000 und die Zahl an gehaltenen Milchkühen auf 0,83 Mio sinken.

Zukunftsthemen mit Einfluss auf die Ökonomik

Die für die Zukunft positiven Vermarktungsaussichten bei der Milch sind jedoch auch gepaart mit stetig steigenden Vermarktungsanforderungen von Seiten der Molkereien bzw. des Lebensmitteleinzelhandels. Zu solchen gestiegenen Vermarktungsanforderungen zählen beispielsweise die von vielen Molkereien mit Aufschlägen beim Milchauszahlungspreis versehenen Haltungsformen für mehr Tierwohl bei den Milchkühen oder die Betrachtung von Treibhausgas-Emissionen bei der Milchviehhaltung.

In Bezug auf die Einordnung des Tierwohls in verschiedene Haltungsstufen kommt im Bereich der Milchviehhaltung auf den Produkten in erster Linie das Logo von Haltungsform.de zum Zuge. Haltungsform.de ist eine Initiative der Privatwirtschaft unter deren Logos sich verschiedene am Markt bestehende Tierwohlsiegel einordnen und klassifizieren lassen. Die Haltungsformkennzeichnung erfolgt dabei mittlerweile, angepasst an die Fünfstufigkeit und die Bezeichnungen der staatlichen Tierhaltungskennzeichnung, in fünf statt nur wie früher, vier Haltungsformen. Die verpflichtende Ausweisung von Produkten mit dem staatlichen Tierwohllabel nach dem Tierhaltungskennzeichungsgesetz betrifft aktuell nur das Fleisch von Schweinen. Die verpflichtend vorgeschriebene Ausweisung von Produkten soll aber schrittweise auf weitere Tierarten ausgeweitet werden.

Ob über das staatliche Tierwohllabel oder das Label von Haltungsform.de gekennzeichnet, die Ausweisung von Produkten nach Haltungsstandards wird auch in Zukunft wohl zunehmen und eine weiterhin steigende Rolle bei der Vermarktung spielen. Dies zeigen auch die Äußerungen und Absichten von Lebensmitteleinzelhändlern, welche bei bestimmten Produktgruppen zukünftig nur noch Waren der Haltungsstufe 3 und höher anbieten möchten. Für den zukunftsorientierten Betrieb gilt es daher, sich mit den verändernden Vermarktungsanforderungen auseinanderzusetzen und wo ökonomisch sinnvoll oder aber auch gegebenenfalls notwendig, Anpassungsmaßnahmen für den eigenen Betrieb zu entwickeln.

Für die Anpassung der Milchproduktion an höhere Haltungsstufen, entstehen für die Betriebe auf unterschiedlichen Ebenen Kosten. Beispielsweise durch den höheren Platzbedarf der Tiere und durch bauliche Anpassungen. Darüber hinaus fallen Kosten für Weiterbildungsmaßnahmen und umfangreiche Bestandsbetreuung auch durch den Tierarzt an. Die geforderten Maßnahmen zum Gesundheitsmonitoring verursachen Arbeitszeit bei Landwirt und Tierarzt.

Wie hoch die Kosten für eine bauliche Anpassung an die höheren Haltungsstufen drei und vier ausfallen, hängt stark vom Alter und von der baulichen Ausführung des vorhandenen Stalls und der Bestandsgröße ab. Bernhard Ippenberger zeigte anhand von verschiedenen Beispielkalkulationen die Größenordnung der Kosten für die Anpassungsmaßnahmen auf. Für einen 15 Jahre alten Laufstall für 60 Milchkühe, der noch nicht das Kriterium "Offenfrontstall" erfüllt, ergaben sich dabei Anpassungskosten von ca. 4-6 ct/kg Milch für Haltungsstufe drei und ca. 8-10 ct/kg für Haltungsstufe vier. Für einen neuen Offenfront-Stall mit 80 Kühe bezifferte Bernhard Ippenberger die Anpassungskosten für Haltungsstufe vier mit rund 2-3 ct/kg Milch. Je nach gezahltem Aufschlag von Seiten der Molkereien können damit bei relativ neuen Ställen teils lukrative Zusatzeinnahmen generiert werden.

Auch das Thema Treibhausgasreduzierung wird in der Tierhaltung aufgrund der politischen Vorgaben zur Reduktion der Treibhausgasemissionen auch im Bereich Landwirtschaft weiterhin eine Rolle spielen. Hierzu gibt es auch heute schon Molkereien, welche die Klimawirkung der Milchproduktion bei ihren Milcherzeugern bewerten und Zuschläge für Milch aus Betrieben mit einem möglichst geringen CO2-Fußabdruck auszahlen. Positiv für die Betriebe ist, dass die Verringerung der Treibhausgas-Emissionen meist auch wirtschaftlich gewinnbringend ist! Denn für die Reduktion der Treibhausgase sind insbesondere die Stellschrauben Futterbau, Fütterung, Erstkalbealter und Nutzungsdauer der Tiere sehr wichtig.

Eine Verbesserung im Futterbau durch höhere Erträge und höhere Energiegehalte und eine Steigerung der Futtereffizienz sowie eine Verkürzung des Erstkalbealters und eine Verlängerung der Nutzungsdauer senken nicht nur den Treibhausgasausstoß des Betriebes sondern führen auch zu einer Verbesserung des Gesamtdeckungsbeitrages und damit der Wirtschaftlichkeit des Betriebes. Hierzu zeigte Bernhard Ippenberger anhand einer Beispielkalkulation mit dem LfL-Klimacheck auf, wie mit einigen Optimierungen im Bereich Futterbau und bei der Nutzungsdauer der Milchkühe bei einem 60 Milchkuhbetrieb die Treibhausgasemissionen um knapp 30.000 kg CO2-Äquivalente gesenkt werden können und dabei der Gesamtdeckungsbeitrag um knapp 6.000 € ansteigt. Interessierte Betriebe können mit dem LfL Klimacheck, der im LfL-Deckungsbeitragsrechner mit integriert ist, die Umsetzung von eigenen Gewinnreserven und die Auswirkungen auf die Treibhausgasemissionen betriebsindividuell kalkulieren.
Wer spielt zukünftig noch mit in der Milch?

Zum Abschluss des Vortrages beantwortete Bernhard Ippenberger die zu Beginn gestellte Frage, welche Betriebe zukünftig noch mitspielen in der Milchproduktion mit den nachfolgenden Punkten. Dabei wird klar, dass es auch weiterhin auf die betriebsindividuellen Produktionsvoraussetzungen und auf die Leidenschaft zur Kuh ankommen wird um erfolgreich Milch zu produzieren.

Jede/jeder, der

  • eine entsprechende Faktorausstattung vorweisen kann,
  • einen geeigneten Standort hat,
  • gut ausgebildet ist,
  • in der MIlchviehhaltung mehr als einen "Job" sieht,
  • gut mit sich schnell ändernden Rahmenbedingungen klar kommt,
  • offen ist für neue Entwicklungen und bestehende Herausforderungen annimmt,
  • auch den Blick von außen auf seinen Betrieb kennt,
  • über die Größe die Kostendegression nutzen kann,
  • als kleinerer Betrieb Zusatzeinkommen generieren kann das wenig Arbeit macht und seine Produkte gut vermarkten kann.

Tierwohl baulich umsetzen

Tierwohl baulich umsetzen

Passend zu den Ausführungen von Bernhard Ippenberger zu den gestiegenen Anforderungen im Bereich der Haltungsbedingungen durch die Kennzeichnung von Produkten nach Haltungsformen stellte Christian Blank vom AELF Ansbach an einem ausgewähltem Beratungsfall verschiedene Möglichkeiten zur baulichen Umsetzung von mehr Tierwohl bei älteren Milchviehlaufställen vor. Christian Blank ist der Nachfolger von Jörg Rupp und als staatlicher Bauberater für ganz Mittelfranken zuständig. Die Modernisierung von bestehenden Milchviehlaufställen stellt in der Beratung aus verschiedenen Aspekten vermehrt ein Thema dar. Zum einen im Zusammenhang mit der Adaption der Haltungsbedingungen an die Vorgaben der Haltungsformen, um bei den Molkereien einen Aufschlag beim Milchpreis realisieren zu können. Zum anderen aber auch, um aus eigenem Interesse heraus was für das Tierwohl bei den Kühen zu tun. Gerade bei den ersten Laufställen aus den 80ern und 90ern besteht bei den Platzverhältnissen sowie bei der Belichtung und Belüftung oft großes Optimierungspotential.

Grundlagenermittlung

Für die Entwicklung von Umbau- und Modernisierungslösungen benötigt es zunächst eine Grundlagenermittlung in Bezug auf die Bestandsgebäude und den Standort. Folgende Punkte sind hierbei zu betrachten:

  • Bestandsgebäude:
    • Ermittlung der Geometrie durch Pläne oder messen.
    • Zustand der Bausubstanz erfassen.
    • Wie sieht die tragende und aussteifende Konstruktion des Stalles aus (Stützen, Rahmen- oder Massivgebäude)?
  • Standort:
    • Ist eine bauliche Erweiterung oder eine Erhöhung der Tierzahlen hinsichtlich der Geruchsabstände möglich?
    • Können angrenzende Gebäude integriert werden?
    • Ist eine spätere Erweiterung möglich?
    • Wie sieht die umgebende Geländeform aus (Abgrabungen, Auffüllungen, Abfangungen,…)
    • Wie groß sind die Abstände zu Straßen?
    • Wie groß sind die Abstände zu Fließgewässern?
Die aufgeführten Punkte geben bereits einen Eindruck, dass eine bauliche Modernisierung von Bestandsgebäuden nicht einfach ist und auch nicht immer möglich ist. Gerade bei sehr beengten Verhältnissen im Stall aber auch um den Stall, wenn z.B. aufgrund der Platzverhältnisse auf der Hofstelle keinerlei Anbauten an die bestehenden Stallungen möglich sind, wird es sehr schwer eine auch unter ökonomischen Aspekten sinnvolle Umbaulösung zur Stallmodernisierung umzusetzen.
Individuelle Lösungen

In vielen Fällen kann es aber gelingen Modernisierungsmaßnahmen bei den vorhandenen Ställen umzusetzen. Dies reicht von kleineren Maßnahmen wie beispielsweise das Öffnen von Seitenwänden bei den Stallungen, um einen besseren Luftaustausch oder auch mehr Platz für den Kopfbereich von wandständigen Liegeboxen in den Stallungen zu schaffen. Größere Maßnahmen gehen dann in der Regel mit Stallerweiterungen, beispielsweise durch den Anbau von Fressbereichen mit integrierten Ausläufen oder durch Außenliegeboxenreihen mit integrierten Ausläufen einher. Damit können aber auch im vorhandenen Gebäude größere Anpassungen bei den Bereichen Fressen, Laufen und Liegen verbunden sein. So z.B. auch die Umwandlung eines Stalls mit drei Liegeboxenreihen zu zwei Liegeboxenreihen um für die Milchkühe mehr Platz in den Liegeboxen und auf den Laufgängen zu erreichen.

Klassischen Futtertisch ersetzen

Auch der Ersatz des klassischen Futtertisches durch den Einbau eines Futterbandes kann eine Option sein um Platz für Umbaumaßnahmen zu gewinnen und den Nutzbaren Bereich für die Milchkühe zu vergrößern. Diese und weitere bauliche Modernisierungsmaßnahmen, welche auch den Kälber- und Jungviehbereich mit beinhalten wurden von Christian Blank vorgestellt, um Ideen und und Inspiration für Modernisierungslösungen auf den eigenen Betrieben der Teilnehmer zu geben. Deutlich wurde, dass es sich immer um sehr individuelle Lösungen handelt, da die Ausgangssituation auf den Betrieben sehr unterschiedlich ist. Dabei sollte bei den Betrachtungen nicht nur die bauliche Umsetzbarkeit sondern auch die ökonomische Umsetzbarkeit betrachtet werden. Das AELF Ansbach bietet hierzu Unterstützung für interessierte Betriebe.

Strategische Verlängerung der Zwischenkalbezeit

Strategische Verlängerung der Zwischenkalbezeit

Zwischenkalbezeit als Fruchtbarkeitsparameter
Die Zwischenkalbezeit (ZKZ) ist eine wichtige Kennzahl für die Fruchtbarkeit in der Milchviehhaltung. Die Empfehlungen für die Zwischenkalbezeit liegen bisher in Abhängigkeit von der Milchleistung in der Regel zwischen 365-400 Tage. Diese Werte resultieren aus einer freiwilligen Wartezeit von 42 Tage in Laktation und einer darauf folgenden Nutzung der nächsten Brunst, zu der die Kuh besamt wird und idealerweise tragend wird (Rastzeit von 50-70 Tage).

"Jeder Tag verlängerte Zwischenkalbezeit kostet 3,5 €" und "Zwischenkalbezeiten über 400 Tage sind unökonomisch." Mit diesen beiden Aussagen aus bereits älteren Untersuchungen begründete Dr. Christian Fidelak die bisher vermeintlich passenden Empfehlungen zur Zwischenkalbezeit. Doch gelten diese Empfehlungen vor dem Hintergrund der gestiegenen Milchleistungen auf ein Niveau von über 12.000 kg bei Schwarzbuntkühen oder auch über 10.000 kg bei Fleckviehkühen, wie es von Spitzenbetrieben erreicht wird, auch immer noch für die Fruchtbarkeit? Dieser Frage ging Dr. Christian Fidelak, der Geschäftsführer der bovicare GmbH ist und als Projektpartner über das Institut für Fortpflanzung landwirtschaftlicher Nutztiere (IFN) Schönow e.V. im Projekt "VerLak" (Verlängerung der Laktationsperiode und selektives Trockenstellen zur Minimierung des Antibiotikaeinsatzes bei Milchkühen) mitgearbeitet hat, in seinem Vortrag am Nachmittag nach.

Was versteht man unter einer strategischen Verlängerung der Zwischenkalbezeit?
Unter einer strategischen Verlängerung der Zwischenkalbezeit bzw. der Laktation versteht man ein späteres Besamen der Kühe nach der Kalbung als bislang üblich. Der Betrieb entscheidet dabei selbst, wie viel freiwillige Wartezeit er der Kuh gewährt. Die Entscheidung, wann eine Kuh besamt wird dabei bewusst anhand von verschiedenen Kriterien wie Laktionstag, Milchmenge, Körperkondition, Vorgeschichte und damit im Regelfall kuhindividuell entschieden. Ab 80 Tagen freiwillige Wartezeit und Zwischenkalbezeiten von über 400 Tagen kann von einer verlängerten Zwischenkalbezeit gesprochen werden. Eine Verlängerung der Zwischenkalbezeit aufgrund von Fruchtbarkeitsproblemen ist damit aber nicht gemeint!

Argumente für eine Verlängerung der Zwischenkalbezeit
Durch eine strategische Verlängerung der Zwischenkalbezeit können verschiedene Synergieeffekte entstehen. Nachfolgend sind einige Argumente aufgeführt, welche sich nicht nur auf die Fruchtbarkeit, sondern auch auf andere ökonomisch relevante Bereiche auswirken.
  • Verbesserung der Fruchtbarkeitskennzahlen bei Kühen mit hohen Leistungen über 10.000 kg. Je länger hier die Rastzeit wird, desto niedriger wir der Besamungsaufwand und die Verzögerungszeit
  • Jede Kalbung stellt ein Gesundheitsrisiko dar. Durch die Verlängerung der Zwischenkalbezeit reduziert sich der Anteil an kritischen Phasen um die Geburt. Die Erkrankungsrisiko für z.B. Stoffwechselerkrankungen sinkt und Tierarztkosten können gesenkt werden.
  • Niedrigere Milchmengen zum Trockenstellen verringern die Gefahr von Eutererkrankungen und helfen den Antibiotikaeinsatz zu reduzieren.
  • Eine spätere Besamung hat auch Einfluss auf die Persistenz der Milchkühe in der Laktation, welche sich durch eine längere freiwillige Wartezeit erhöhen kann
  • Eine längere Zwischenkalbezeit hat positive Auswirkungen auf die Nutzungsdauer und die Lebens- und Lebenstagsleistung der Milchkühe
  • Reduktion der Arbeitsbelastung, da weniger Abkalbekühe und Kälber
Aufbau des Projekts VerLak und TBS-Rechner
Bei dem Projekt VerLak, an dem 12 Praxisbetriebe aus Norddeutschland zwischen 130 und 1.500 Kühen je Betrieb teilgenommen haben. Stand eigentlich die Antibiotika-Minimierung in der Trockenstehphase im Vordergrund. Diese Minimierung wollte man über eine gezielte Verlängerung der freiwilligen Wartezeit erreichen. Um die Dauer der freiwilligen Wartezeit festzulegen wurde ein Rechner für den tierindividuellen Besamungsstart (TBS-Rechner) entwickelt, welcher unter Eingabe des aktuellen Laktationstages und der Sieben-Tage-Milchleistung für Erstlaktierende und Mehrkalbskühe einen Vorschlag zum idealen Besamungstart vorschlägt.
Auf den Praxisbetrieben wurden daraufhin zwei Gruppen eingerichtet. Bei der Studiengruppe erfolgte eine Einhaltung der freiwilligen Wartezeit nach dem Ergebnis des TBS-Rechners. Bei der Kontrollgruppe erfolgte die erste Besamung betriebsüblich zwischen dem 42. bis 70. Laktationstag.
Um eine Vorstellung von den Vorschlägen des TBS-Rechners zu bekommen, hier zwei Beispiele: Für eine Kuh in der zweiten Laktation, die am 47. Laktationstag 40 kg Milch gibt, weist der TBS-Rechner einen Wert für die freiwillige Wartezeit von 131 Tage aus. Für eine Kuh in der ersten Laktation, die am 47. Laktationstag 40 kg Milch gibt, weist der TBS-Rechner eine freiwillige Wartezeit von 191 Tagen aus. Hierin steckt bereits die Erkenntnis aus vorangegangenen Untersuchungen, dass sich gerade bei den Jungkühen eine Verlängerung der Zwischenkalbezeit sehr positiv auf das Leistungsvermögen und die Persistenz der Tiere auswirkt.
Der verwendete TBS-Rechner ist öffentlich zugänglich und wird auf der Homepage des IFN Schönow allen Interessierten Milchviehhaltern bereitgestellt (siehe Linkliste unten).
Ergebnisse aus dem Projekt VerLak
Die Ergebnisse des Projektes VerLak, welche Dr. Christian Fidelak in seinem Vortrag weiter ausführte befürworten einige der oben aufgeführten Argumente für eine Verlängerung der Zwischenkalbezeit.
In der Betrachtung Zwischenkalbezeiten über alle Kühe der teilnehmenden Praxisbetriebe ergab sich ein Unterschied von 47 Tagen zwischen den Versuchsgruppen. Während die Kontrollgruppe auf durchschnittlich 354 Tage Zwischenkalbezeit kam, erreichte die Versuchsgruppe eine Zwischenkalbezeit von im Durchschnitt 401 Tagen. Die Unterschiede in der Zwischenkalbezeit fallen damit noch erstaunlich moderat aus.
Bei der Betrachtung der 305-Tage-Leistungen ergaben sich geringe Vorteile bei der Versuchsgruppe mit der höheren Zwischenkalbezeit. Rund 40 kg mehr bei den Jungkühen und rund 220 kg mehr bei den Altkühen.
Bezogen auf die Milchleistung in kg ECM je Laktationstag lagen die verschiedenen Gruppen bei den Jungkühen mit 29,1 kg bei der Kontrollgruppe und 29,3 kg bei der Versuchsgruppe sowie bei den Altkühen mit 33,9 kg bei der Kontrollgruppe und 33,5 kg bei der Versuchsgruppe auch auf einem gleichen Leistungsniveau.
Bei der Analyse der Fruchtbarkeitskennzahlen zeigten sich jedoch bereits größere Unterschiede. So lag der Besamungsaufwand bei den Altkühen bei der Versuchsgruppe mit 2,1 um 0,7 Punkte niedriger als bei der Kontrollgruppe mit 2,8 Besamungen.
Entgegen den Befürchtungen, dass durch die spätere Besamung die Tiere der Versuchsgruppe stärker verfetten könnten, zeigten die durchgeführten Konditionsbeurteilungen zum Trockenstellen und zur Abkalbung keine nennenswerten Unterschiede im BCS-Wert zwischen den beiden Versuchsgruppen.
In Bezug auf die Eutergesundheit und die Einsparung von Antibiotika ergaben sich Vorteile bei der Versuchsgruppe gegenüber der Kontrollgruppe. So traten bei der Versuchsgruppe 8,3 % weniger klinische Mastitiden auf als in der Kontrollgruppe und die antibiotischen Wirktage pro Laktation und Kuhjahr lagen bei der Versuchsgruppe mit 0,726 Tage um etwa einen Vierteltag niedriger als bei der Kontrollgruppe mit 1,051 Tagen.
Voraussetzungen für eine freiwillig verlängerte Zwischenkalbezeit
Trotz der sehr positiven Ergebnisse aus der Untersuchung VerLak und auch aus anderen vorhandenen Untersuchungen ist die Verlängerung der Zwischenkalbezeit nicht für jeden Betrieb das Richtige! Darauf wies Dr. Christian Fidelak zum Ende seines Vortrages nochmal hin. Folgende Voraussetzungen führte er unter anderem auf, welche auf den Betrieben für eine erfolgreiche Verlängerung der Zwischenkalbezeit gegeben sein müssen:
  • Milchleistung einzelner Kühe von über 9.000 kg
  • gutes Fruchtbarkeitsmanagement
  • keine fetten Kühe zu Laktationsende
  • kein Bedarf an vielen Kälbern/Nachzucht
  • Lust am Ausprobieren
Auch Fleckviehkühe können verlängerte Zwischenkalbezeiten
Die Auswertungen die von Dr. Christian Fidelak aufgezeigt wurden basierten auf den Untersuchungen mit Kühen von Schwarzbuntbetrieben. Dass die strategische Verlängerung der Zwischenkalbezeit aber auch mit Fleckviehkühen erfolgreich möglich ist zeigte Landwirt Markus Deffner aus Schwaighausen im Landkreis Ansbach bei seinem Praktikerbericht eindrucksvoll, als er den Teilnehmern einen faszinierenden Einblick in die Umsetzung einer verlängerten Zwischenkalbezeit auf seinen Betrieb gewährte und dabei auch das Potential, das in Fleckviehkühen steckt aufzeigte.
Markus Deffner bewirtschaftet mit seiner Familie einen landwirtschaftlichen Betrieb mit rund 65 Fleckviehkühen und der weiblichen Nachzucht. Zudem ist der Betrieb im Bereich Erneuerbare Energien diversifiziert. Markus Deffner hat vor rund vier Jahren damit begonnen, die Zwischenkalbezeit bei seinen Fleckviehkühen bewusst zu erhöhen.

Folgende Ziele standen dabei für Markus Deffner im Vordergrund:

  • Stabilere/gesündere Kühe
  • Weniger Abkalbungen
  • länger bessere Euter
  • Tierarztkosten senken
  • mehr abgelieferte Milch je Tier
  • Arbeitszeitbedarf senken
  • Geringere Belegungsdichte im Jungviehbereich
In den vergangenen vier Jahren hat Markus Deffner bei einem Leistungsniveau seiner Herde zwischen 10.000-11.000 kg die Zwischenkalbzezeit von rund 420 Tagen auf aktuell rund 480 Tagen angehoben. Bei Rastzeiten von zuletzt im Schnitt ca. 150 Tagen, einer Non-Return-Rate 90 Tage von ca. 60 % sowie einem Besamungsindex bei den Kühen von ca. 1,7.
Als Grundpfeiler für das erfolgreiche Leistungsniveau seiner Herde und damit als Voraussetzung für die Möglichkeit, die Zwischenkalbezeit in diesem Ausmaß zu erhöhen, sieht Markus Deffner eine intensive Kälber und Jungviehaufzucht, welche gesunde und entsprechend leistungsbereite Kühe hervorbringt. Dass der Betrieb ein großes Augenmerk auf die Jungviehaufzucht legt, zeigen einige Eckdaten wie beispielsweise das Zunahmenniveau, das über die gesamte Aufzucht hinweg bei knapp über 1000 g liegt und zu einem Erstktalbealter von im Schnitt 22,5 Monaten führt. Die Leistungen der Jungkühe gemäß LKV-Betriebsvergleich lagen im Schnitt der letzten vier Jahre bei 10.020 kg.
Als Kriterien zur Bestimmung des passenden Besamungszeitpunktes richtet sich Markus Deffner nach der Milchleistung, der Körperkondition und der Vorgeschichte des Einzeltiers. Bei Jungkühen erfolgt dabei in der Regel keine Besamung, solange diese noch über 32 kg Tagesgemelk aufweisen. Bei den Mehrkalbskühen ist dieser Wert um 10 kg angehoben. Hier erfolgt in der Regel keine Besamung, solange die Kühe noch über 42 kg Milch pro Tag geben.
Anhand von einigen Beispielkühen zeigte Markus Deffner anhand der Daten aus der Herdenmanagementsoftware des Melkroboters auf, zu welchen herausragenden Leistungen Fleckviehkühe in der Lage sind, wenn man sie "einfach melken lässt" und welche Persistenzen Kühe auf einem derartigem Leistungsniveau aufweisen können.
So beispielsweise die gezeigte Kuh 797, die sich aktuell am Ende ihrer siebten Laktation befindet und die durch die verlängerten Zwischenkalbe- bzw. Laktationszeiten auf aktuell 2.891 reine Melktage kommt. Bei einer erbrachten Gesamtleistung von 113.349 kg Milch ergibt dies eine Leistung von durchschnittlich 39,2 kg je Tag in Milch. Die Tage in Milch der einzelnen Laktationen schwankten dabei in den letzten fünf Laktationen zwischen rund 410 bis 475 Tage. Oder die Kuh 21, welche sich nach einer ersten Laktation mit 530 Melktagen, aktuell mit 39,4 kg Tagesgemelk mit 255 Laktationstagen in der Mitte ihrer zweiten Laktation befindet und kürzlich wieder besamt wurde. Diese Kuh schafft es bereits auf 29.001 kg Milch bei 785 Melktagen, was einer durchschnittlichen Milchleistung von 36,9 kg je Melktag entspricht.
Durch das hohe Leistungspotenzial und die hohe Persistenz bei den Jungkühen auf dem Betrieb, ist es inzwischen so, dass Jungkühe auf dem Betrieb oftmals erst zwischen dem 200-250 Laktationstag besamt werden, Tendenz sogar noch steigend. Als Extrembeispiel kann hier eine aktuelle Jungkuh angeführt werden, welche sich aktuell am 364. Laktationstag befindet und aufgrund der Milchleistung von nach wie vor knapp 34 kg noch nicht besamt wurde.
Eine entscheidende Sache, worauf Markus Deffner großes Augenmerk legt ist dabei, dass das Fruchtbarkeitsgeschehen der Kühe auch während der Güstzeit streng beobachtet und überwacht wird. Markus Deffner ist es wichtig, dass die Kühe nach der Geburt einen regelmäßigen Zyklus mit entsprechenden Brunstsymptomen aufweisen. Ist dies nicht der Fall, wird die Kuh dem Tierarzt vorgestellt und ggf. behandelt.
Die Daten aus dem Betrieb von Markus Deffner zeigen eindrucksvoll auf, dass eine strategische Verlängerung der Zwischenkalbezeit auch bei Fleckviehkühen umgesetzt werden kann und für leistungsstarke Betriebe mit über 10.000 kg Milch Herdenleistung interessant sein kann um verschiedene Ziele umzusetzen.

Technik und Sensorik zur Erleichterung der Stallarbeit

Technik und Sensorik zur Erleichterung der Stallarbeit

Voranschreitende Digitalisierung im Kuhstall
Die Milchviehhaltung ist ein sehr zeitintensiver Betriebszweig. Gerade in wachsenden Milchviehbetrieben besteht oftmals eine hohe Belastung der Familienarbeitskräfte durch die täglichen Stallarbeiten. Die Automation von Arbeiten sowie der Einsatz von Sensorsystemen sind hier oftmals der Ansatz um höhere Tierzahlen mit dem gleichen Personal überhaupt stemmen zu können oder um auch bei gleichbleibender Tierzahl ganz bewusst für eine Arbeitszeiteinsparung und -entlastung zu sorgen. Zudem spielen neben dem Arbeitsaspekt auch der Effekt solcher Systeme auf das Tierwohl und die Tiergesundheit eine wichtige Rolle.
Entsprechend schreitet die Digitalisierung im Kuhstall weiter zügig voran und viele Betriebe beschäftigen sich mit dem Thema. Die Bandbreite des Automatisierungs- und Digitalisierungsgrades ist dabei auf den Betrieben sehr groß und reicht aktuell von keinerlei digitalen Anwendungen im Stallbereich auf den Betrieben bis hin zu Betrieben mit Automatischen Fütterungssystemen, Melkrobotern, Entmistungsrobotern, Futteranschieberobotern, Einstreurobotern und diversen Sensorsystemen in den Geräten sowie am und teilweise im Tier, um beispielsweise Gesundheitsdaten zu ermitteln.
Ein Betrieb, welcher in den vergangenen knapp 20 Jahren verstärkt in die Automation und in Sensortechnik investiert hat ist die Bio Wirsching GbR aus Ohrenbach. Welchen Beitrag die Technisierung von Verfahrensabläufen und die Erhebung von Tierdaten durch Senosrsysteme zur Verbesserung des Betriebsmanagements und der Arbeitswirtschaft im praktischen Betriebsalltag leisten können hat Johannes Wirsching anhand seines Milchviehbetriebes mir rund 135 Milchkühen in einem Praktikerbericht den Teilnehmern vorgestellt. Auf dem Betrieb kommen verschiedene Helfer und Systeme zum Einsatz.
Verschiedene Helfer und Systeme im Einsatz
Als "zuverlässigsten Mitarbeiter" bezeichnete Johannes Wirsching den bereits 2006 im Zuge einer Stallerweiterung angeschafften Automatischen Futteranschieber von Wasserbauer. Dieser schiebt aktuell 8 mal am Tag das Futter an und verteilt dabei noch Lockfutter. Der Roboter brachte damals bereits eine Flexibilisierung bei den Arbeitszeiten und des Betriebsalltags mit sich, da so das Futteranschieben am ausgesiedelten Betriebsstandort automatisiert übernommen wurde und auch außerhalb der Melkzeiten nicht zwingend eine Person zu den Stallungen zum Futteranschieben fahren muss.
2020 folgte dann die Anschaffung eines Spaltenabschieberoboters von Lemmer Fullwood. Dieser schiebt aktuell 6 mal am Tag die Laufgänge im Stall ab. Die Arbeitszeitersparnis ordnete Johannes Wirsching gegenüber dem vorher verwendeten Aufsitzspaltenschieber als gering ein. Jedoch brachte der Spaltenschieberoboter sehr positive Effekte bei der Klauengesundheit. Gerade im Bezug auf das Auftreten von Mortellaro verbesserte der Roboter durch die saubereren und trockeneren Laufflächen die Situation deutlich. Hier konnte die Anzahl an notwendigen Behandlungen bei den Kühen stark reduziert werden, was wiederum ebenso Arbeitszeit einspart.
2021 entschloss sich der Betrieb in zwei Melkroboter von Lemmer Fullwood zu investieren und damit vom konventionellen auf das automatische Melken umzusteigen. Diese Umstellung brachte weitere körperliche Entlastung und zeitliche Flexibilität. Fordert jedoch eine gewisse Angebundenheit und ein schnelles Handeln bei Störungen an den Maschinen.
Eine große Arbeitserleichterung misst Johannes Wirsching auch der Aktivitätsmessung zur Erkennung von Brunstereignissen bei den Kühen und Jungrindern bei. Vor allem bei den Jungrindern, wo das System auch schon vor dem Einbau der Melkroboter zum Einsatz kam konnten so die Fruchtbarkeitskennzahlen verbessert werden.
Um beim Suchen von Tieren, die z.B. zu Besamen sind, oder die zum Melkroboter geholt werden müssen Zeit einzusparen und längere Suchaktionen entlang der Laufgänge und Liegeboxenreihen zu vermeiden, investierte der Betrieb bei der Anschaffung der Melkroboter auch mit in ein Ortungssystem von Lemmer Fullwood. Mit diesem Ortungssystem, das über die Halsbänder der Kühe und Antennen (Basisstationen) im Stall funktioniert, kann der Aufenthaltsort der Milchkühe im Stall lokalisiert werden.
Eine Besonderheit an diesem System welche auch das Interesse der Teilnehmer geweckt hat, ist die Zusatzausstattung von Lampen an den Halsbändern, welche in drei verschiedenen Farben leuchten können und tierindividuell aktiviert werden können, wenn man bestimmte Tiere in der Herde aufsuchen möchte. Beispielsweise um bei diesen eine Trächtigkeitsuntersuchung durchzuführen. Oder um diese z.B. früh und abends zum Melkroboter zu treiben. Für Johannes Wirsching bring das Ortungssystem tägliche Freude bei der Arbeit und stellt für seine Fremdarbeitskräfte eine große Unterstützung beim Suchen nach Kühen dar.
Mit den Melkrobotern stehen zusätzlich auch eine ganze Reihe an Sensordaten (Milchmenge, Fett-, Eiweiß-, Laktosegehalt, Leitfähigkeit) zur Verfügung, die sehr hilfreich sind, mit denen man jedoch auch erst lernen muss umzugehen und herausfinden muss, auf welche Parameter man selbst am besten schaut, um von der Datenflut nicht erschlagen zu werden. Die Daten stellen für Johannes Wirsching aber eine tolle Unterstützung beim Herdenmanagement und bei der Verbesserung der Tiergesundheit dar. So können beispielsweise aufkommende Euterentzündungen bei den Kühen frühzeitig erkannt werden, was die Chance auf eine schnelle Heilung und einen Verzicht auf Antibiotika erhöht.
Aufgrund der positiven Erfahrungen mit der Automation von Verfahrensabläufen soll zukünftig auch in ein automatisches Einstreusystem investiert werden.

Fazit zur bisherigen Automation und Sensortechnik auf dem Betrieb Wirsching:

  • Technik erleichtert den Arbeitsalltag und kann Arbeitsabläufe ersetzen.
  • Die Arbeitszeitersparnis je Maschine ist schwer abzuschätzen, da oft auch andere Bereiche mit betroffen sind (Beispiel Spaltenschieberoboter und Klauengesundheit).
  • Vor einer Investition sollte das eigene Interesse hinterfragt werden und die Probleme im Betriebsablauf identifiziert werden. Jeder Betrieb ist anders!
  • Ein störungsfreier Betrieb ist nur bei regelmäßiger Wartung möglich.

Ansprechpartner

Gerhard Schwarz
AELF Ansbach
Mariusstraße 26
91522 Ansbach
Telefon: 0981 8908-1234
Fax: 0981 8908-1026
E-Mail: poststelle@aelf-an.bayern.de