Sortenempfehlungen Winterraps Herbst 2024

Rapsblüte

Winterraps - ein wertvoller Bestandteil vieler Fruchtfolgen

Als reine Verkaufsfrucht nimmt in Mittelfranken der Winterraps eine wichtige Rolle ein. Er trägt nicht nur zum finanziellen Ergebnis vieler Marktfruchtbetriebe bei, sondern stellt in Getreide-betonten Fruchtfolgen häufig auch die einzige Blattfrucht dar.
Der für Mittelfranken relevante Landessortenversuch zu Winterraps steht in Weiterndorf.

Standort Weiterndorf

Die Aussaat am Standort Weiterndorf (gute Keuperlage bei Heilsbronn, Landkreis Ansbach) geschah nach Vorfrucht Winterweizen pfluglos am 23.8.2023 in ein feuchtes, feinkrümeliges Saatbett. Der Bestand lief zügig auf und entwickelte sich im milden und feuchten Herbst gleichmäßig. Um ein Überwachsen zu verhindern, erfolgte im Herbst eine Fungizidanwendung mit wachstumsregulatorischer Wirkung. Die Insektizidspritzung gegen den Rapserdfloh erfasste auch den Schwarzen Kohltriebrüssler. Der Versuch überstand den milden und feuchten Winter ohne Schäden.

Im Frühjahr genügte eine Insektizidmaßnahme gegen Stängelschädlinge, da der ohnehin nur mäßige Zuflug von Rapsglanzkäfern mit Einsetzen der Blüte bereits Anfang April keine gezielte Bekämpfung dieses Schädlings mehr erforderte. Ein paar frostige Nächte in der letzten April-Dekade führten nur an einzelnen Sorten zum Verlust weniger Schotenansätze, welche die Pflanzen aber gut kompensierten. Die gemäßigten Temperaturen und die sehr gute Wasserversorgung im Frühjahr und insbesondere während der Blühphase ermöglichten eine sehr gute Entwicklung und dann auch eine langsame und gleichmäßige Abreife des Bestandes. Die hohe Bodenfeuchtigkeit vor und häufig gefallene Niederschläge während der Blüte rechtfertigten eine Blütenspritzung gegen Sclerotinia.

Bei der Ernte am 18.7.2024 waren die Stängel zum Teil noch grün. Der Ertrag überstieg mit durchschnittlich 56,1 dt/ha das langjährige Ertragsmittel dieses Standortes um 3 dt/ha. Dieses Ergebnis beweist eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit der Kultur Winterraps, selbst bei einer aufgrund der Lage des Versuchsfeldes im „Roten Gebiet“ um 20 % reduzierten Stickstoffdüngung – sofern Trockenheit und Hitze ein Ausschöpfen des Ertragspotenzials nicht behindern.
Inzwischen liegen auch die überregionale Verrechnung der Marktleistung und die aktualisierten Sorteneinstufungen vor.

Sortenempfehlung

Für das Anbaugebiet „Fränkische Platten, Jura“ (AG 9) werden folgende Sorten zum Anbau empfohlen:

Daktari (DSV/Rapool)

Die Sorte schneidet im Kornertrag und in der Marktleistung sowohl regional als auch überregional gut durchschnittlich ab. Sie ist auch in den sonstigen Eigenschaften durchschnittlich eingestuft, weist aber eine etwas höhere Anfälligkeit für Phoma auf. Daktari besitzt eine Resistenz gegen das Wasserrübenvergilbungsvirus (TuYV). Weil das Auftreten dieses von Läusen übertragenen Virus‘ im Voraus nicht abzuschätzen ist, stellt die Wahl einer resistenten Sorte eine Absicherung dar. Die Anbauempfehlung gilt für alle Standorte. Sowohl allzu frühe als auch allzu späte Saattermine sollten gemieden werden.

Scotch (DSV/Rapool)

Nach einem nur unterdurchschnittlichen Ertragsergebnis am Standort Weiterndorf im vorigen Jahr schnitt die heuer erstmals empfohlene Sorte dort diesmal sehr gut ab. Überregional und auch mehrjährig schwankt sie sowohl im Kornertrag als auch in der Marktleistung um den Durchschnitt des Sortiments. Zu beachten ist die etwas höhere Anfälligkeit für Phoma. Scotch weist – genauso wie Daktari – eine Resistenz gegen das Wasserrübenvergilbungsvirus auf. Die Sorte passt gut auf die hiesigen, eher leichten bis mittleren Böden und bevorzugt mittlere bis späte Saattermine.

Archivar (Limagrain)

Der neu in der Empfehlung stehende Archivar konnte am Standort Weiterndorf heuer das hervorragende Vorjahresergebnis zwar nicht ganz wiederholen, liegt aber erneut über dem Durchschnitt des Sortiments. Auch überregional und mehrjährig sind die Erträge und – dank eines überdurchschnittlichen Ölgehaltes – auch die Marktleistungen hoch. Seine geringere Anfälligkeit für Sclerotinia wirkt sich besonders in engen Rapsfruchtfolgen positiv aus. Archivar besitzt die Resistenz gegen das Wasserrübenvergilbungsvirus. Er bevorzugt leichte bis mittlere Böden sowie mittlere bis späte Saattermine.

KWS Ambos (KWS)

Die dritte neue Sorte liefert am Standort Weiterndorf und auch überregional und mehrjährig regelmäßig hervorragende Kornerträge. Durch den überdurchschnittlichen Ölgehalt liegt auch die Marktleistung an der Spitze des Sortiments. KWS Ambos ist weniger anfällig für Sclerotinia, passt auf alle Standorte und sollte nicht zu früh gesät werden.

Kohlhernie-Standorte

Für Standorte mit nachgewiesenem oder vermutetem Kohlhernie-Befall wurde heuer am Standort Weiterndorf erstmals die neuere Sorte Cromat (Norddeutsche Pflanzenzucht/Rapool) geprüft, die dort im Kornertrag mit rel. 90 und in der Marktleistung mit rel. 89 abschnitt. Sie besitzt zusätzlich die Resistenz gegen das Wasserrübenvergilbungsvirus.