Sortenempfehlungen Wintertriticale und Winterroggen Herbst 2024
Kulturen passen auf viele Standorte
Viele überwiegend leichte Standorte im fränkischen Trockengebiet sind für Wintertriticale oder -roggen wesentlich besser geeignet als für Winterweizen. Während der Triticale fast ausschließlich als Kraftfutter in der tierischen Veredelung dient, kann Roggen sowohl als Brot-, zunehmend aber auch als Futtergetreide in der Schweinemast verwendet werden.
In Mittelfranken stehen zwei Landessortenversuche zum Wintertriticale, nämlich in Großbreitenbronn und in Bieswang, sowie ein Landessortenversuch zum Winterroggen in Großbreitenbronn.
Wintertriticale:
Der Versuch am Standort Großbreitenbronn (leichte bis mittlere Keuperlage, Nähe Triesdorf) wurde nach Vorfrucht Winterraps am 4.10.2023 pfluglos in ein nur minimal vorbereitetes Saatbett gesät und lief rasch auf. Die Herbstentwicklung war eher zögerlich, was vermutlich damit zu erklären war, dass durch die reichlich gefallenen Niederschläge Herbizidwirkstoffe in den Wurzelraum eingewaschen worden waren. Nach dem Winter, den die Pflanzen schadlos überstanden, setzte eine kräftige Bestockung ein, so dass der Bestand seinen Entwicklungsrückstand wieder ausglich. Die feuchte und milde Witterung im Frühjahr begünstigte die Pflanzenentwicklung, jedoch auch das frühe Auftreten von Blattkrankheiten, vor allem von Gelbrost. Aufgrund dessen erfolgte in Stufe 2 eine Fungizid-Vorlage, wenngleich sich der Gelbrost in der Folgezeit nicht nennenswert weiter ausbreitete.
Die anhaltend feucht-milde Witterung förderte weitere Blattkrankheiten, wie Rhynchosporium, Septoria und Braunrost, jedoch nicht in dem zunächst befürchteten Ausmaß. Die Fungizid-Nachlage konnte daher bis kurz vor das Spitzen der Grannen hinausgezögert werden. Der Bestand litt zu keinem Zeitpunkt unter Trockenheit, weshalb die Abreife langsam verlief. Lager trat in der einmalig mit einem Wachstumsregler behandelten Stufe 2 gar nicht und in der unbehandelten Stufe 1 nur an einigen Sorte auf.
Die Ernte erfolge am 25.7.2024. Der Versuch erbrachte in der unbehandelten Stufe 1 einen Durchschnittsertrag von sehr guten 85,8 dt/ha, welcher hauptsächlich den neueren, meist sehr blattgesunden Sorten zu verdanken ist. Die einmal mit einem Wachstumsregler und zweimal mit Fungiziden behandelte Stufe 2 brachte es auf 92,0 dt/ha, womit das langjährige Ertragsmittel dieses Standortes um 4 dt/ha überschritten wurde. Der Mehraufwand in Stufe 2 konnte nicht durch den zusätzlich erzielten Ertrag gedeckt werden und führte zu einem Mindererlös von 89 €/ha.
Am Standort Bieswang (auf dem Jura, Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen) konnte im Herbst 2023 aus personellen Gründen kein Landessortenversuch zu Wintertriticale angelegt werden. Als Grundlage für die Sortenberatung dienen ersatzweise die Ergebnisse des Standortes Hartenhof (Landkreis Neumarkt).
Folgende Sorten werden zum Anbau in Mittelfranken empfohlen:
Die langjährig empfohlene Sorte schneidet heuer an beiden regionalen Versuchsstandorten und auch in den zugehörigen Anbaugebieten „Fränkische Platten“ (AG 21) und „Jura/Hügelland“ (AG 23) ertraglich in der extensiv geführten Stufe 1 wesentlich schlechter ab als in der mit Wachstumsreglern und Fungiziden behandelten Stufe 2. Darin spiegelt sich ihre hohe Anfälligkeit für Braunrost wider. In der intensiven Behandlungsstufe liegt sie ertraglich überregional und auch mehrjährig im Durchschnitt des Sortiments. Lombardo ist gut durchschnittlich standfest. Seine Blattgesundheit ist – abgesehen vom Braunrost – durchschnittlich bis gut. Größtes Manko ist die nur durchschnittlich eingestufte Fusarium-Resistenz, weshalb nach Mais eine Pflugfurche und gegebenenfalls eine gezielte Fusarium-Spritzung in der Blüte zu empfehlen sind.
Cedrico verhält sich an den Standorten Großbreitenbronn und Hartenhof heuer genau umgekehrt zu Lombardo: Er schnitt jeweils in der unbehandelten Stufe 1 deutlich besser ab als in der intensiv geführten Stufe 2. Dennoch kommt er in der überregionalen und auch in der mehrjährigen Verrechnung in beiden Stufen auf gut durchschnittliche Erträge. Die standfeste Sorte zeichnet sich durch ihr breites Resistenzspektrum, inklusive Fusarium, aus. Einzige Schwachstelle ist die nur unterdurchschnittliche Resistenz gegen Mehltau, der in der Bestandesführung intensiv zu überwachen ist. Cedrico eignet sich von allen empfohlenen Sorten am ehesten zum pfluglosen Anbau nach Mais.
Ramdam brachte heuer am Standort Hartenhof ein etwas schlechteres Ergebnis und schneidet auch im zugehörigen Anbaugebiet „Jura/Hügelland“ (AG 23) nur knapp durchschnittlich ab. Mehrjährig liegt er in beiden Anbaugebieten im Mittel des Sortiments. Die Sorte ist im Wuchs deutlich länger als die anderen empfohlenen Sorten, bei allerdings nur durchschnittlicher Standfestigkeit. Sie ist damit nicht nur zur Körner-, sondern auch zur Ganzpflanzensilage-Nutzung geeignet, gilt also als „Zweinutzungssorte“. Ihre Blattgesundheit ist durchwegs gut, bei Braunrost sogar sehr gut. Allerdings ist Ramdam gegen Fusarium nur durchschnittlich resistent.
Rivolt brachte heuer – vor allem in Stufe 2 – an beiden regionalen Versuchsstandorten und auch in beiden Anbaugebieten weit überdurchschnittliche Erträge. Auch mehrjährig liegt er über dem Durchschnitt des Sortiments. Die Standfestigkeit ist gut durchschnittlich. Rivolt ist sehr blattgesund, insbesondere bei Mehltau und Braunrost, zeigt aber bei Gelbrost im Vergleich zu den anderen empfohlenen Sorten eine Schwäche. Positiv ist seine unterdurchschnittliche Anfälligkeit für Fusarium.
Sortenspezifische Anbauhinweise (z. B. zur Saatstärke) zu den schon länger empfohlenen Wintertriticale-Sorten stehen im aktuellen Versuchsberichtsheft „Integrierter Pflanzenbau“ („Grünes Heft“) auf Seite 48.
Weitergehende Informationen zu den empfohlenen Wintertriticale-Sorten 2024 28 KB
Die ausführlichen Versuchsergebnisse aus den Landessortenversuchen, die Sortenbeschreibung sowie weitere Informationen finden Sie bei der LfL:
Zur gezielten Nutzung als Ganzpflanzensilage (GPS) werden die Sorten Allrounder PZO, Kitesurf und Resolut PZO empfohlen.
Winterroggen:
Der Versuch stand in Großbreitenbronn auf dem gleichen Schlag wie der LSV Wintertriticale. Die dort beschriebenen Probleme mit eingewaschenen Herbizidwirkstoffen wirkten sich im Roggen stärker aus und führten zu einem teilweise lückigen Bestand. Die weitere Entwicklung verlief analog zum Triticale. Ein Spätfrost im April rief leichte Nekrosen an den Ährenspitzen hervor, die aber vermutlich nur geringe Auswirkungen auf den Ertrag hatten. Der Krankheitsdruck mit Rhynchosporium und Braunrost stieg trotz feucht-milder Witterung nur langsam an, sodass die einmalige Fungizidanwendung in Stufe 2 bis zum Ende des Ährenschiebens hinausgezögert werden konnte. Die in Stufe 1 mit reduzierten Aufwandmengen durchgeführte zweimalige Wachstumsregler-Behandlung vermochte das Auftreten von Lager in allen Sorten nicht ausreichend zu verhindern. Erst die in Stufe 2 verwendeten praxisüblichen Aufwandmengen erwiesen sich bei den meisten Sorten als angemessen.
Bei der Ernte am 29.7.2024 wurde schon in Stufe 1 mit durchschnittlich 92,3 dt/ha ein sehr guter Ertrag erzielt. In der einmalig mit einem Fungizid und zweimal mit höheren Mengen von Wachstumsreglern behandelten Stufe 2 lag der Durchschnittsertrag bei hervorragenden 101,2 dt/ha, womit der langjährige Mittelwert dieses Standortes um 8 dt/ha übertroffen wurde. Nach Deckung der Kosten für den höheren Pflanzenschutzaufwand in Stufe 2 verblieb noch ein Mehrerlös von 58 €/ha.
Folgende Sorten werden zum Anbau in Mittelfranken empfohlen:
Die Hybridsorte bestätigte heuer am Standort Großbreitenbronn ihr sehr gutes Ertragsergebnis aus dem vorletzten Jahr. Überregional und auch mehrjährig liegt sie genau im Durchschnitt des Sortiments. Die Resistenz gegen Rhynchosporium ist über-, jene gegen Braunrost aber unterdurchschnittlich. Bei der Anfälligkeit für Mutterkorn verfügt KWS Serafino über eine gute Einstufung. Diese ist vor dem Hintergrund der bevorstehenden Absenkung des Höchstgehaltes für Mutterkorn-Sklerotien in unverarbeitetem Roggen von derzeit 0,5 auf 0,2 g/kg ab 1. Juli 2025 mit entscheidend für eine weitere Anbau-Empfehlung. Die Standfestigkeit ist nur knapp durchschnittlich und die Fallzahl hoch bis sehr hoch.
Die zweite empfohlene Hybridsorte schneidet sowohl am Standort Großbreitenbronn als auch überregional und mehrjährig etwas schwächer ab als KWS Serafino. Sie zählt damit zu den ertragsschwächeren Sorten unter den Hybriden. Angesichts der schon genannten Absenkung des Höchstgehaltes für Mutterkorn-Sklerotien zur nächsten Ernte rückt jedoch die Einstufung beim Mutterkornbefall an die erste Stelle der Auswahlkriterien zur Sortenwahl. Und hier besitzen unter den mehrjährig geprüften Hybridsorten nur KWS Tutor und KWS Serafino die Einstufung „gut“. KWS Tutor ist genauso standfest, aber etwas kürzer als KWS Serafino, hat die gleichen Einstufungen bei Rhynchosporium und Braunrost und weist eine geringere Fallzahl auf.
SU Bebop liegt auf einem für eine Populationssorte akzeptablen Ertragsniveau, jedoch deutlich unter den Hybridsorten. Er ist relativ langstrohig mit nur knapp durchschnittlicher Standfestigkeit, aber leicht überdurchschnittlicher Fallzahl. Gegen Braunrost ist er gut durchschnittlich resistent. Er ist wenig anfällig für Mutterkorn.
Sortenspezifische Anbauhinweise (z. B. zur Saatstärke) zu den schon länger empfohlenen Winterroggen-Sorten stehen im aktuellen Versuchsberichtsheft „Integrierter Pflanzenbau“ („Grünes Heft“) auf Seite 39.
Weitergehende Informationen zu den empfohlenen Winterroggen-Sorten 2024 24 KB
Die ausführlichen Versuchsergebnisse aus den Landessortenversuchen, die Sortenbeschreibung sowie weitere Informationen finden Sie bei der LfL:
Zur gezielten Nutzung als Ganzpflanzensilage (GPS) werden die Sorten Helltop, KWS Progas, Astranos und SU Perspectiv empfohlen. Bei der Sorte KWS Progas ist die schlechte Standfestigkeit zu beachten.