Rückblick Kälberhaltung: Geburtshilfe, Fütterung und Stallbau
Tierwohl von Anfang an

Das Ziel in der Kälberaufzucht sind gesunde, frohwüchsige Kälber, da die eigene Nachzucht zu gesunden und leistungsbereiten Jungkühen heranwachsen soll. Außerdem werden gut entwickelte Nutz- und Mastkälber auf den Märkten stark nachgefragt. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Fütterung und Haltung genau auf die Bedürfnisse der Kälber ausgerichtet werden.
Zur Kälberaufzucht fand im Februar eine Veranstaltung mit Onlinevortag und Kälberstallbesichtigungen statt und Ende März ein Workshop zum Thema „Abkalbung und Geburtshilfe“.
Das AELF Ansbach führte am 27. März 2025 in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Fokus Tierwohl einen Workshop zur Abkalbung und Geburtshilfe durch.
Rückblick: Workshop Abkalbung und Geburtshilfe
Mit diesem Zitat von Willibald Pschyrembel begann Dr. med. vet. Kristina Lipp-Radisic ihren Vortrag.
Sie referierte über den Ablauf einer natürlichen Geburt, Maßnahmen zur Vermeidung von Problemgeburten sowie über die Erstversorgung des Kalbes und der Kuh.

Ein Eingreifen ist erforderlich, wenn kein Geburtsfortschritt zu erkennen ist, also z.B., wenn bei Kühen 1 bis 2 Stunden nach dem Fruchtblasensprung die Gliedmaßen des Kalbes nicht in der Scheide sichtbar werden. Sehr hilfreich bei der Geburtsüberwachung sind Kameras, mit Hilfe derer ein Blick auf die Tiere geworfen werden kann, ohne selbst in den Stall zu gehen. Dadurch werden die kalbenden Kühe zum einen weniger gestört, und zum anderen kann Zeit eingespart werden.

Rückblick: Aktuelles zur Kälberaufzucht – Haltung und Fütterung
Vom 26. Bis zum 28. Februar fand in Zusammenarbeit mit dem AELF Würzburg-Kitzingen eine Veranstaltung zur Kälberaufzucht statt. Diese war aufgeteilt in einen Vormittag mit Onlinevorträgen und 2 Tage mit Kälberstallbesichtigungen in Mittel- und Unterfranken. Die Vortragsveranstaltung beschäftigte sich mit den Themen Fütterung, Stallbau und kuhgebundene Kälberaufzucht
Fütterung und Kolostrummanagement
Frau Dr. Ingrid Lorenz vom Tiergesundheitsdienst Bayern betonte, dass der Erstversorgung der neugeborenen Kälber eine besondere Rolle zukommt. Kälber kommen ohne spezifische Immunabwehr zur Welt, da die mütterlichen Antikörper nicht über die Plazenta ins Kalb gelangen können. Daher ist ein gutes Kolostrummanagement unerlässlich, um den Kälbern eine starke Immunabwehr mit auf den Weg zu geben. Die Kälber sollten so schnell wie möglich 4l vom Erstgemelk bekommen.
In den ersten 2 Lebenswochen brauchen die Kälber dann mindestens 8 l Milch pro Tag auf 2 bis 3 Mahlzeiten verteilt. Dr. Lorenz empfiehlt in den ersten 4 Lebenswochen den Kälbern über das Verfahren „ad libitum Tränke“ so viel (angesäuerte) Milch anzubieten, wie sie aufnehmen möchten, manche Kälber trinken 12 bis 16 l Milch pro Tag. Die hohen Milchmengen machen die Kälber zum einen widerstandsfähiger gegen Infektionen und zum anderen wachsen Organe wie Pansen, Darm und Euter schneller. Beides ist Voraussetzung für fitte, langlebige und leistungsbereite Tiere. Bis Ende der 12. Lebenswoche können die Kälber dann langsam von der Milch abgesetzt werden.
Stallsysteme für die zeitgemäße Kälberaufzucht
Die beiden Bauberater aus Mittel- und Unterfranken, Christian Blank und Klaus Hoffmann, teilten sich den Vortrag über die Aspekte des Stallbaus. Dabei wurden die gesetzlichen Vorgaben, die Empfehlungen der ALB Bayern und die Kriterien für eine Einzelbetriebliche Förderung erläutert. Im Anschluss daran wurden verschiedene Stallsysteme beschrieben und verglichen.
Der klassische Tiefstreustall mit erhöhtem Antritt und dahinter liegender Tiefstreufläche hat oft das Problem, dass die Kälber in einem sogenannten „Ammoniaksee“ liegen und dadurch Atemwegserkrankungen bekommen können. Die hohe Ammoniakkonzentration bildet sich, wenn zu lange nicht ausgemistet wird und dadurch die Mistmatratze zu hoch wird. Liegeboxenställe für Kälber sind bei uns eher wenig verbreitet, dieses System kommt in strohärmeren Regionen wie dem Allgäu häufiger vor. Bei der Haltung in Kälberiglus sollten diese auf einer betonierten Fläche stehen und eine Überdachung als Witterungsschutz (für Mensch und Tier) haben. Dann kann diese Haltung vor allem für kleinere Tierbestände eine gute Lösung sein.

Überblick über kuhgebundene Kälberaufzucht
Kathrin Schuster vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ansbach rundete die Veranstaltung mit einem kurzen Überblick über die kuhgebundene Kälberaufzucht ab. Sie erläuterte, dass die Kälber bei diesem Verfahren von ihren Müttern oder von Ammen aufgezogen werden. Wenn auf diese Art der Kälberaufzucht umgestellt werden soll, muss die ganze Familie und eventuell vorhandene Mitarbeiter dahinterstehen.
Wesentliche Punkte und Vorüberlegungen:
- Geeigneter Stallplatz muss vorhanden sein oder geschaffen werden
- Kälberschlupf einplanen
- Pro Kalb muss mit 10 bis 15 kg Milch am Tag gerechnet werden
- Intensive Tierbeobachtung und Euterkontrolle
- Trennungsschmerz: Absetzen langsam planen
Kälberstallbesichtigungen



Die Veranstaltungen fanden in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Fokus Tierwohl statt.
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