Fleckvieh noch besser machen
Gesundheitszuchtprogramm G und R nimmt Fahrt auf

Tiere zu züchten, die den zukünftigen Rahmenbedingungen der Tierhaltung entsprechen, ist Kernaufgabe der Rinderzucht. Mit dem Projekt Zuchtprogramm Gesundheit und Robustheit (G und R) wird genau dieser Ansatz verfolgt.

Auf die Frage, was die beste Kuh in der Herde auszeichne, wurde im Laufe der letzten Jahrzehnte unterschiedliche Antworten gewählt. Bis zur Jahrtausendwende waren Leistungssicherheit und Produktqualität im Fokus der Zucht. Heute wird diese Fragestellung eher dahin beantwortet, dass die besten Kühe diejenigen sind, die das ganze Jahr unauffällig für Sonderarbeiten sind.

Blackbox Gesundheitsmerkmale

Eine Herausforderung der züchterischen Bearbeitung dieser funktionalen Merkmale besteht in der genetischen Architektur. Einen großen Einfluss auf die Fitnessmerkmale haben das Management im Betrieb. Nichtsdestotrotz zeigen Auswertungen, dass die Genetik hier auch ihren Beitrag leisten kann und muss. Es muss also versucht werden, von möglichst vielen Betriebe Meldungen über Gesundheitsmerkmale heranzuziehen, um so den züchterischen Einfluss eines Bullen herauszufiltern. Idealerweise sind die Töchter eines Bullen in allen erdenklichen Betriebstypen zu Hause, vom extensiven Biobetrieb bis hin zum intensiven konventionellen Betrieb.

Ablauf

Teilnehmen kann jeder Herdbuchbetrieb. Voraussetzung ist, er muss mindestens 40 % seiner Besamungen mit genomischen Jungvererbern durchführen sowie für Meldungen der Gesundheitsbeobachtungen im Modul "Pro Gesund" beim LKV freigeschalten sein. Als Plausibilitätsgrenze gelten hier 10 % Meldungen der Herde in den zuchtwertschätzungsrelevanten Merkmalen. Diese sind z.Z. Mastitis, frühe Fruchtbarkeitsstörungen, Zysten und Milchfieber.

Als weiteres Merkmal steht seit 2023 die Klauengesundheit im Fokus, hier sollen auch Klauen ohne Befund gemeldet werden. Weitere Merkmale wie Kälbergesundheit, Stoffwechselerkrankungen sowie Futtereffizienz sind in Planung. Ein Jahr lang, in der Regel von Juli bis Juli, wird geprüft, ob ein interessierter Betrieb zuverlässig und konstant Daten liefert und mind. 40% Jungvererber Einsatz hat. Ist dies erfüllt wird der Betrieb freigeschalten für eine genomische Untersuchung des Jungviehbestandes (Typisierung). Ab sofort sollte er seinen Jungvererbereinsatz auf mind. 60% ausdehnen, und zwar mit den ganz jungen Bullen, die beim Tag der Besamung maximal 30 Monate alt sind.

Förderung durch den Freistaat Bayern

Der Freistaat Bayern fördert die Zucht auf robuste Rinder und unterstützt finanziell die Teilnehmer im Projekt durch eine finanzielle Unterstützung der Typisierungskosten der Jungviehbestände, so dass pro Tier nur 10 € Eigenanteil beim Betrieb bleiben. Gerade in Betrieben mit begrenzten Jungviehplätzen ist dies eine sehr preiswerte Möglichkeit der Selektion.

Aktueller Stand beim Rinderzuchtverband Franken
Im abgelaufenen Jahr konnten 61 neue Betriebe in Unter- und Mittelfranken hinzugewonnen werden. Die Anzahl der Betriebe stieg somit auf 120 und die Zahl der Herdbuchkühe im Projekt steigerte sich auf 11.000 Kühe. Das Gesundheitszuchtprogramm nimmt weiter Fahrt auf. Dies ist ein guter Ausgangspunkt für eine erfolgreiche Zucht auf Gesundheitsmerkmale. Wie schon beschrieben, hängt der Erfolg jedoch davon ab, möglichst viele unterschiedliche Betriebe zu involvieren. Daher können interessierte Betriebe jederzeit aufgenommen werden.
Bisherige Erfolge des Projektes

Bereits vor Start des Vorgängerprojektes FLEQS im Jahr 2019 gab es erste Gesundheitszuchtwerte bei der Rasse Fleckvieh. Jedoch stammten diese überwiegend aus österreichischen Betrieben. Daten waren regional sehr inhomogen und nur von Bullen, die überwiegend Töchter in Österreich hatten. Ferner waren die meisten Zuchtwerte nur für ältere, töchtergeprüfte Bullen verfügbar. Die Sicherheiten dieser Zuchtwerte eher mäßig. Durch die Projekte FLEQS aber vor allem GundR haben sich die regionale Verteilung und insbesondere die Anzahl der Datenlieferung sehr stark zugenommen. Dadurch stiegen die Sicherheiten der Zuchtwerte für Mastitis, frühe Fruchtbarkeitsstörungen, Zysten und Milchfieber deutlich an und konnten auf genomische Jungvererber ohne Töchter ausgedehnt werden.

Durch die Klauendatenlieferungen ist es möglich, einen Zuchtwert für Klauengesundheit zu berechnen. Dieser soll zur Dezember-Zuchtwertschätzung 2023 eingeführt werden. Weitere Zuchtwerte sind in Planung.

Aufwand und Nutzen

  • Viele Betriebsleiter sind zunächst skeptisch aufgrund einer befürchteten Mehrarbeit durch die Dateneingabe. Teilnehmende Betriebe bestätigen einen gewissen Mehraufwand, jedoch nehme dieser weniger Zeit in Anspruch als zunächst befürchtet. Der zusätzliche Arbeitsaufwand sei mit maximal 30 Minuten in der Woche überschaubar.
  • Die Teilnehmer betrachten den Nutzen des Projekts höher als den damit verbundenen Aufwand. So musste man sich früher oft auf sein Bauchgefühl verlassen. Heute kann durch abgespeicherte Lebensläufe in der LKV APP eine Verifizierung erfolgen. Ein Beispiel sind Kuhkälber, die an Durchfall erkranken und mit schwächerer Einsatzleistung in Verbindung gebracht werden.
  • Weiterer Vorteil ist die genomische Untersuchung der Jungtierbestände. Neben einer möglichen frühen Selektion können diese Ergebnisse auch gezielt zur Anpaarung genutzt werden. Schwächen im genomischen Profil können folglich mit einer Ausgleichspaarung korrigiert werden. Es liegen genaue Erkenntnisse über Hornstatus oder eventuelle Erbkrankheiten vor. Danach kann gezielter der Anpaarungsbulle ausgewählt werden.

Alle gewinnen

  • Die landwirtschaftliche Tierhaltung steht zunehmend im Fokus der Öffentlichkeit. Schon deshalb ist die Zucht auf gesunde und robuste Tiere unumgänglich.
  • Einen weiteren Vorteil hat der Betrieb selbst, da nicht zuletzt nur ein gesundes Tier seine volle genetische Leistungsveranlagung erreichen kann. Neben hoher Leistung und weniger Tierarztkosten und geringerer Arbeitsbelastung steigert dies auch den betriebswirtschaftlichen Erfolg des Betriebes und ist somit im Eigeninteresse jedes Betriebsleiters.
  • Zucht auf gesunde und robuste Tiere ist aktive Zucht auf Tierwohl.

Regionalversammlungen

Näheres zum Thema erfahren Sie auf den zwei Regionalversammlungen "Aktuelles aus der Rinderzucht" im Landkreis Ansbach.

  • Dienstag, 12.12.2023, im Gasthaus Roter Ochse in Gerolfingen um 19.30 Uhr
  • Donnerstag, 14.12.2023, in der Kantine Rezathalle um 19.30 Uhr

Kontakt

Wenn Sie interessiert sind, sprechen Sie mit Zuchtleiter Karlheinz Gayer oder Ihrem Zuchtberater. Er gibt Ihnen auch den "GundR-Vertrag" zum genauen Studium.

Ansprechpartner

Karlheinz Gayer
AELF Ansbach
Kaltengreuther Straße 1
91522 Ansbach
Telefon: 0981 8908-2100
Fax: 0981 8908-1026
E-Mail: poststelle@aelf-an.bayern.de