"5 Jahre Volksbegehren 'Rettet die Bienen' – Wo stehen wir?“ lautete der Titel der Diskussionsrunde auf der "Grünen Couch" Ende November 2024 im Tagungshotel Bergwirt in Schernberg/Herrieden im Landkreis Ansbach.
Zum Gespräch eingeladen hatte das AELF Ansbach in Kooperation mit dem VLF sowie weiteren regionalen Partnern, darunter der Bauernverband, Maschinenring, Bund Naturschutz, Landschaftspflegeverband und Kreisimkerverein. Das Dialogformat "Grüne Couch – reden miteinander statt übereinander" ist eine VLF-Initiative, bei der gesellschaftsrelevante Themen lösungsorientiert und konstruktiv diskutiert werden.
Die Grüne Couch war an diesem Abend prominent besetzt. Platz genommen hatten:
Hitzige Diskussionen im voll besetzen großen Veranstaltungssaal
Erwartungsgemäß ging es in der Diskussion zum Teil heiß her. Das Publikum im voll besetzten großen Veranstaltungssaal umfasste mehr als 200 Zuhörende und bestand vorwiegend aus Landwirten und Naturschützern. Etwa die Hälfte hatte sich 2019 in die Listen zum Volksbegehren eingetragen, wie eine spontane Saalumfrage ergab.
Günther Felßner stellte einleitend fest, dass die Landwirte das Volksbegehren damals größtenteils als ungerecht empfunden hätten. Es entstand das Gefühl "wir tun viel und der Rest der Gesellschaft macht weiter wie bisher". Richard Mergner räumte ein, dass es gut gewesen wäre, wenn die großen Parteien früher zusammengearbeitet hätten und nicht erst am runden Tisch auf Basis eines bereits fertigen Gesetzesentwurfes. Dennoch sei festzuhalten, dass gerade die Land- und Forstwirtschaft auf ein intaktes Ökosystem angewiesen seien.
Aus Sicht Maria Noichl benötigt es – wie beim Volksbegehren 2019 – immer auch Institutionen wie dem Landschaftspflegeverband, die dem Umwelt- und Agrarbereich eine Unterstützung bieten, um miteinander gute Wege zu gehen.
Das Artensterben geht weiter
Im Hinblick auf die Artenvielfalt sei das Artensterben aktuell nicht gestoppt, so Richard Mergner, obwohl die Mehrheit der vor fünf Jahren beschlossenen Maßnahmen bereits umgesetzt wurde. Diese ernüchternde Bilanz belegen auch diverse Studienuntersuchungen, die Wolfgang Kerwagen in Auszügen als Grafiken den Podiumsteilnehmern und Zuschauern präsentierte. Laut Mergner gebe es "große, ausgeräumte Landschaften wegen Biogas im Landkreis Ansbach". Gleichzeitig lobte er die gute Zusammenarbeit mit Bauern, die Naturschutz betreiben. Als Vorzeigebeispiel führte er den Landkreis Rhön-Grabfeld auf.
Umdenken der Allgemeinbevölkerung blieb aus
Landwirt und Naturschützer Richard Ittner aus Weigenheim im Landkreis Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim schilderte, dass sich nach seinen Beobachtungen nicht sehr viel geändert hätte in den Köpfen der Bevölkerung. Rasen würde nach wie vor alle 14 Tage gemäht und die Anzahl der Kiesgärten sei auch nicht weniger geworden. Gleichzeitig hätte er für Schmetterlinge noch nie so ein schlechtes Jahr erlebt wie 2024.
Was muss zukünftig passieren?
Maria Noichl forderte eine anständige Honorierung für den Aufwand der Landwirte im Zusammenhang mit dem Artenschutz. Laut Mergner müssen wir schauen, wie wir gemeinsam mit der Natur tatsächlich wirtschaften können. Für Felßner muss die Landwirtschaft gleichzeitig 4 Ziele verfolgen: Ernährungssicherung, Energiegewinnung, Verwendung nachwachsender Rohstoffe z.B. für Kunststoffe und Ressourcenschutz. Die Komplexität der Hausforderungen und Problemstellungen lassen keine isolierte Betrachtung des Artenschutzes zu.
Fazit: Übungsplattformen für gesellschaftlichen Dialog wichtig
Ein Gesprächsformat kann im Kern keine Probleme lösen. Die Veranstaltung hat jedoch gezeigt, dass Formate wie die Grüne Couch für den Dialog wichtig sind. Den thematischen Rede- und Aufarbeitungsbedarf veranschaulichte an diesem Abend die Fragerunde aus dem Publikum. Rege wurde diese für Statements und Kommentare anstatt konkreter Fragen an das Podium genutzt. Beim abschließenden Gedicht "Spätherbst" von Richard Ittner lauschten die Zuschauer sehr gebannt und es wurde still im Saal. Dies trug auch zu einer Abkühlung der zuvor sehr aufgeladenen Stimmung bei.