Evangelischer Kirchentag am Hesselberg 2024
Nach den Bauerndemos: Landwirtschaft und Gesellschaft im Dialog

Vier Teilnehmer auf dem PodiumZoombild vorhanden

© Susanne Feicht; AELF Ansbach

Strahlender Sonnenschein lockte am Pfingstmontag rund 10.000 Gläubige zum Evangelischen Kirchentag auf den Hesselberg. Auch unser Dialog-Format "Grüne Couch" gastierte bei der Großveranstaltung und griff als Reaktion auf die Bauernproteste das Thema 'Nach den Bauerndemos – Landwirtschaft und Gesellschaft im Dialog' auf. Der Dialog im voll besetzten Mehrzweckraum des Evangelischen Bildungszentrums stieß auf reges Interesse.

Diskussionsteilnehmer

Auf der "Grünen Couch" nahmen zur Diskussion Platz:

  • Rolf Brauch; Kirchlicher Dienst der Landeskirche Baden
  • Reinhold Meyer; Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) im Landkreis Ansbach
  • Gudrun Bayer; Chefredakteurin der Fränkischen Landeszeitung (FLZ)
Die Moderation übernahm Wolfgang Kerwagen, Leiter des AELF Ansbach.

Gründe reichen weiter in die Vergangenheit

PublikumZoombild vorhanden

© Susanne Feicht; AELF Ansbach

Meyer erläuterte die Gründe für die Bauern-Demos. Bereits Ende der 1990er Jahre seien die Auflagen im Tier- und Pflanzenschutz sowie bei der Dokumentation gestiegen. Als Auslöser der ab Dezember 2023 stattfindenden Demos sah er das Heizungsgesetz in Kombination mit der angedachten Reduzierung der Agrardieselvergünstigung und den Wegfall der so genannten grünen Kennzeichen. Dem Aufruf Joachim Rukwieds vom Deutschen Bauernverband folgten Proteste und Mahnfeuer, die in der Region stets mit den Behörden abgesprochen und überwiegend friedlich verliefen. Kleinere Verbesserungen und Zurückrudern der Politik bei den grünen Kennzeichen wurden erreicht, fasste Meyer zusammen. Das sei jedoch zu wenig für den Aufwand gewesen.

Dialog ausbauen

Für die Journalistinnen und Journalisten seien die Proteste aus organisatorischer Sicht eine Herausforderung gewesen, räumte FLZ-Chefredakteurin Bayer ein. Sie konnten nicht alle Mahnfeuer oder Protestaktionen wiedergeben. Sehr wohl habe es aber eine breite Berichterstattung in der regionalen Tageszeitung gegeben. Für sie sei der Dialog zu kurz gekommen, denn Demokratie lebe vom Dialog.

Den Ursachen auf den Grund gehen

Für Rolf Brauch vom Kirchlichen Dienst waren die Proteste absolut legitim, wenngleich sich die Kritik nicht nur an die Ampel-Regierung richten dürfe. Brauch, der sich intensiv mit Hofnachfolge und Strukturwandel beschäftigt, sah auch Gründe in der eigenen Unzufriedenheit der Landwirte und in der Marktmacht von vier Handelsriesen. Der Protest sei der Anfang, Dialog das Mittel und am Ende müsse ein Kompromiss durch Verhandeln auf Augenhöhe stehen.

Umfragen belegen gutes Image der Landwirtschaft

Das Image der rund 80.000 landwirtschaftlichen Betriebe in Bayern sei gut, berichtete Brauch aus Umfragen. Was fehle, sei eine angemessene Entlohnung und Wertschätzung für die Arbeit. Um die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern der Bevölkerung wieder näher zu bringen, initiiere der BBV laut Meyer unter anderem Ferienprogramme oder den Tag der offenen Höfe. Jedoch würden in den Medien oft nur Skandale wahrgenommen. Die FLZ halte zum Beispiel mit der Serie 'Mein Hof' dagegen, bei der das AELF Ansbach unterstützend mitwirkt.