Unser Wald
Das Große Mausohr - die europäische Fledermausart der Jahre 2024/2025

Großes Mausohr im Jagdflug dicht über dem BodenZoombild vorhanden

Großes Mausohr (© T. Stephan)

Unsere größte einheimische Fledermausart ist eng an den Menschen gebunden. Bei der Sicherung eines Lebensraummosaiks aus Kultur- und Naturlandschaft tragen wir daher eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieser Art.

Das Große Mausohr ist eine wärmeliebende Art, die häufig auch als „Dachstuhlfledermaus“ bezeichnet wird. „Wochenstuben“ nennt man dabei die Kolonien der Weibchen mit ihren Jungtieren, die im Frühsommer in Dachstühlen von Kirchtürmen, Schlössern oder anderen, größeren Gebäuden anzutreffen sind. Zu den flugfähigen Säugetieren gehörend, ziehen die Weibchen dort im gemeinschaftlichen Verband je ein Jungtier auf. Die Kolonien umfassen dabei einige hundert bis z.T. über mehrere tausend Tiere. Die Männchen leben dagegen, mit Ausnahme der Paarungszeit, als Einzelgänger.

Heimlich und versteckt lebt das Große Mausohr oft in unmittelbarer Nachbarschaft der Menschen. Dabei bleiben die Weibchen ihren Geburtsquartieren oft über viele Jahre treu und ziehen dort selbst wieder ihre Jungen auf. Als Kulturfolger profitiert diese Fledermausart wie keine andere von der Siedlungsaktivität des Menschen und war früher in Mitteleuropa deutlich seltener.

Winterschlaf in frostfreien Quartieren

Ein großes Mausohr hängt an seinem SchlafplatzZoombild vorhanden

Großes Mausohr im Winterquartier (© M. Renger)

Die insektenfreie Zeit des Winters wird im Winterschlaf, hängend in frostfreien Winterquartieren verbracht. Geeignete Plätze liegen dabei in Höhlen, Stollen, Bunkeranlagen und frostfreien Kellern, wo die Temperaturen etwa zwischen 1° C und 12° C liegen. Die Entfernungen zwischen Sommer- und Winterquartieren betragen bisweilen mehrere Hundert Kilometer. Bedeutende Überwinterungsquartiere für unsere heimischen Großen Mausohren liegen in den Naturhöhlen der Frankenalb.
Das Große Mausohr ist weitverbreitet und bevorzugt klimatisch begünstigte Täler. Die Jagdgebiete können dabei bis zu 15 Kilometer von den Wochenstubenquartieren entfernt sein. Als Nahrungshabitate dienen unterwuchsarme Laubwälder wie Buchenhallenwälder, Eichenwälder aber auch Nadelwälder und kurzrasiges Grünland. Ein einzelnes Großes Mausohr beansprucht dabei eine Jagdfläche von durchschnittlich 30-35 Hektar. Die höchsten Dichten erreicht die Art in den laubwaldreichen Regionen Nordbayerns.
Zur Nahrungssuche fliegen die Tiere im langsamen Suchflug über den Boden. Neben anderen Gliedertieren sind es überwiegend Insekten, insbesondere große, am Boden lebende Laufkäfer, welche die Hauptnahrung bilden.

Wochenstubenquartiere zentrales Element für den Erhalt der Art

Als wichtige Zentren der lokalen Populationen sind die Wochenstubenquartiere entscheidend für den Erhalt der Art in einem großen Einzugsgebiet. Aus diesem Grund wurden in Teilen der Landkreise Ansbach und Neustadt / Aisch insgesamt sieben Gebäude als FFH-Gebiet „Mausohrkolonien in Steigerwald, Frankenhöhe und Windsheimer Bucht“ für diese Anhang II Art der FFH-Richtlinie ausgewiesen. Reparaturen und Sanierungen der betreffenden Gebäude haben dabei fast immer auch Auswirkungen auf die Qualität und die Bedingungen in den Wochenstubenquartieren. Eine enge Abstimmung mit dem Fledermausschutz bei Planung und Bauausführung ist daher besonders wichtig.
Neben dem Erhalt der Wochenstubenquartiere ist das Fortbestehen unzerschnittener Wälder von großer Bedeutung. So ist es wichtig, dass Wanderkorridore zwischen Wochenstuben und Jagdgebieten, z.B. in Form von Heckenstrukturen oder Waldstreifen, erhalten bzw. neu angelegt werden.

Stabile Bestände durch erfolgreiche Schutzmaßnahmen

Um einen Überblick über die Bestandssituation zu erhalten, wird die Art bereits seit langer Zeit im Rahmen eines regelmäßigen Monitorings durch den ehrenamtlichen Fledermausschutz und die Forst- und Naturschutzverwaltung erfasst. Neben Kontrollen und Zählungen in den Wochenstuben- und Winterquartieren werden die Männchen zudem über Kastenkontrollen nachgewiesen. Fledermauskästen werden dabei ähnlich den Nisthilfen für Vögel in geeigneten Waldgebieten aufgehängt. Oft dauert es aber einige Zeit, bis die Kästen gut angenommen werden.
Die einst häufige Art hatte insbesondere durch den Einsatz von Umweltgiften wie Lindan und DDT in den 1950er Jahren stark zu leiden. Durch das Verbot dieser Substanzen und durch die verstärkten Bemühungen im Fledermausschutz sind die Bestände bis in die 1990er Jahre wieder angestiegen und seitdem auf stabilem Niveau.
Neben einer vielfältigen Landbewirtschaftung, die einen hohen Insektenreichtum gewährleistet, ist der Quartierschutz besonders wichtig. Durch den Erhalt der Hangplätze in den Dachstühlen und das Offenhalten der Einflugmöglichkeiten, aber auch durch die Erhaltung noch bestehender Erd- und Felsenkeller als Überwinterungsquartier kann der Mensch viel für diese imposante Art tun.